Insolvenzverwalter prüft Klage gegen die Stadt Dresden
Dresden, 29. November 2023. Der Lingnerschloss-Verein ist pleite und hat deshalb einen Insolvenzantrag gestellt. Das Amtsgericht hat daraufhin Lucas F. Flöther als vorläufigen Insolvenzverwalter eingesetzt. Dies geht aus einer Mitteilung der Kanzlei „Flöther & Wissing“ hervor.
Veranstaltungsbetrieb geht vorerst weiter
„Der Geschäftsbetrieb des Vereins geht im vorläufigen Insolvenzverfahren vollumfänglich weiter“, betonte Flöther. „Alle Veranstaltungen sollen wie geplant stattfinden, auch die Gastronomie bleibt bis auf weiteres geöffnet.“ Die Löhne für die 13 Beschäftigten des Vereins sind zunächst für drei Monate per Insolvenzgeld gedeckt.
Vereinsspitze präferiert Insolvenzplan
Der Anwalt untersucht nun die wirtschaftliche Lage des Vereins und prüft die weiteren Schritte. Möglich sind unter anderem ein förmliches Insolvenzverfahren, eine Ablehnung mangels Masse eine Klage gegen die Stadt Dresden oder speziell auch ein Insolvenzplan. Letzteres bevorzugt die Vereinsführung um Peter Lenk. Dann nämlich „würde gemeinsam mit den Gläubigern ein Sanierungsfahrplan zum Erhalt des Vereins erarbeitet sowie gleichzeitig eine Art Vergleich zur Befriedigung der Gläubiger geschlossen“, so Flöther.
In 20 Jahren 15 Millionen Euro in Schlosssanierung gesteckt
Der Verein hatte das nach der Wende verfallene Lingnerschloss in Dresden-Loschwitz in den vergangenen zwei Jahrzehnten saniert und dafür einen Erbbaupachtvertrag vom Eigentümer, der Stadt Dresden, bekommen. Dann kam es zu Miet-Streitereien mit den Gastronomen im Schloss, die zu einer Vereinskrise auswuchsen. Zudem fielen während der Corona-Ausgangssperren Veranstaltungseinnahmen weg, auch verebbte durch Inflation und weitere Faktoren der Spendenfluss. Dadurch konnte der Verein seine Schulden- und Pachtverpflichtungen nicht mehr bezahlen. Inzwischen hat die Stadt auch den Erbbaupachtvertrag mit dem Verein per „Heimfall“-Reglung beendet. Damit stand der Verein vor dem finanziellen Aus und meldete nun Insolvenz an.
Verein fordert Entschädigung
Insgesamt hatte der Verein rund 15 Millionen Euro in die Schlosssanierung gesteckt. Das Geld stammte größtenteils aus Spenden, Veranstaltungseinnahmen und teils auch Fördergeldern. Angesichts des „Heimfalls“ fordert der Verein nun von der Stadt eine Entschädigung für das investierte Geld. „Flöther wird nun zeitnah prüfen müssen, ob durch die Weigerung der Stadt Dresden, dem Förderverein eine Entschädigung zu zahlen, eine Schädigung der Gläubiger entstanden ist“, heißt es dazu in der Kanzlei-Mitteilung. „In diesem Fall wäre Flöther unter Umständen insolvenzrechtlich verpflichtet, von der Stadt Dresden eine dieser Schädigung entsprechende Entschädigung zu verlangen und gegebenenfalls durchzusetzen.“
Autor: Heiko Weckbrodt
Quellen: Kanzlei Flöther & Wissing, Oiger-Archiv

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