Pseudo-Altenberger-Platz in Striesen wird Goldberg-Platz

Die bisher namenlose Kreuzung von Altenberger, Schandauer und Bärensteiner Straße heißt nun Emanuel-Goldberg-Platz. Foto: Heiko Weckbrodt

Die bisher namenlose Kreuzung von Altenberger, Schandauer und Bärensteiner Straße heißt nun Emanuel-Goldberg-Platz. Foto: Heiko Weckbrodt

Stadt ehrt vertriebenen Kamera-Pionier

Striesen, 16. Mai 2025. Selbst unter eingefleischten Dresdnern hält sich bis heute das Gerücht, die Kreuzung von Altenberger und Schandauer Straße heiße „Altenberger Platz“. Letzterer Name gehört aber der Gabelung von Altenberger und Enderstraße, erstere war bisher namenlos. Und dies ändert sich jetzt: Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) weiht am Sonntagnachmittag auf Geheiß des Stadtrates im und vor dem Programmkino Ost den „Emanuel-Goldberg-Platz“ ein. Das hat die Landeshauptstadt angekündigt.

Oberbürgermeister Hilbert: Wir setzen ein Zeichen des Gedenkens an die jüdische Geschichte unserer Stadt

Damit ehrt Dresden den Kamera-Pionier, Forscher und Unternehmer Emanuel Goldberg (1881-1970), der die Industrie und das Stadtbild in der Stadt vor allem während der Weimarer Republik wesentlich mitgeprägt hat. Die nationalsozialistische Terrorherrschaft vertrieb Goldberg 1933 aus Dresden, danach geriet sein Vermächtnis mehr und mehr in Vergessenheit. Dies soll sich nun ändern: „Mit der Einweihung des Emanuel-Goldberg-Platzes würdigen wir nicht nur das herausragende Lebenswerk eines Erfinders, sondern setzen auch 80 Jahre nach der Befreiung von der Gewaltherrschaft der Nationalsozialisten ein sichtbares Zeichen der Verantwortung und des Gedenkens an die jüdische Geschichte unserer Stadt“, betont Hilbert.

Kamera-Erfinder entwickelte auch eine Suchmaschine

Emanuel Goldberg wurde 1881 in Moskau geboren. 1907 übernahm Goldberg in Leipzig eine der ersten deutschen Professuren für Fototechnik. Später leitete er bis 1933 als Generaldirektor die Zeiss Ikon AG in Dresden, das damals größte europäische Unternehmen der Foto- und Filmbranche, dessen Wurzeln unter anderem auf die Internationale Camera Actiengesellschaft ICA mit Sitz an der Schandauer Straße in Dresden zurückgehen. 1921 bis 1933 war er Dozent und Honorarprofessor am Wissenschaftlich-Photografischen Institut der Technischen Hochschule, der heutigen Technischen Universität Dresden. 1931 konstruierte er eine sogenannte „statistische Maschine“ – ein visionäres Gerät, das als erste Suchmaschine der Welt gilt, wie die Stadtverwaltung Dresden heute betont. Zudem entwickelte er in der damaligen Fototechnik-Hochburg Dresden die Kameras „Kinamo“ und „Contax“.

Von SA entführt und ins Exil getrieben

1933 von der SA entführt und ins Exil gezwungen, emigrierte Goldberg 1937 nach Palästina. 1970 starb er in Tel Aviv. Zu DDR-Zeiten erinnerten sich bereits nur noch wenige Dresdner an seinen Namen und sein Wirken. Dies änderte sich ein Stück weit durch die Benennung des großen Veranstaltungssaales der Technischen Sammlungen Dresden (TSD) als „Goldberg-Saal“ und die Übernahme des Goldberg-Nachlasses im Jahr 2015 durch das Technikmuseum, das heute in eben jenen ehemaligen Kamerawerken residiert, in denen Goldberg einst tätig war. „Gemeinsam mit Partnerinstitutionen in Leipzig, Berlin und Bournemouth wurden Hunderte Dokumente, Fotografien und Relikte seiner Experimentierwerkstatt für die Forschung zugänglich gemacht“, betont Stadtverwaltung und erinnert an die TSD-Ausstellung „Emanuel Goldberg – Architekt des Wissens“ im Jahr 2017.

Autor: hw

Quellen: LHD, Oiger-Archiv, Wikipedia

Grafik: M. Arndt
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