Stadt Dresden kassiert Lingnerschloss wieder ein

Ausblick vom Lingnerschloss auf den Dresdner Südosten mit dem Blaues Wunder und dem Fernsehturm. Foto: hw

Ausblick vom Lingnerschloss auf den Dresdner Südosten mit dem Blaues Wunder und dem Fernsehturm. Foto: hw

Nach Zank und Finanzproblemen kann Verein Schloss nicht zu Ende sanieren

Loschwitz, 13. November 2023. Weil der Schloss-Förderverein außerstande war, das Lingnerschloss zu Ende zu sanieren, hat die Stadt Dresden den Erbbaurechts-Vertrag nach allerlei Zank und Knatsch aufgelöst und das Schloss wieder in ihren Besitz zurückgenommen. Nun überlegen die Ämter, was sie damit anfangen wollen.

Kommune beendet Erbbaupacht

„Nach intensiven Bemühungen um eine für alle Seiten rechtlich sichere und wirtschaftlich tragfähige Lösung hat sich in der Gesamtabwägung letztlich gezeigt, dass die Ausübung des sogenannten Heimfalls – dem gesetzlich und vertraglich verankerten Recht der Grundstückseigentümerin auf Rückübertragung des Erbbaurechts – die rechtlich und wirtschaftlich vernünftigere Handlungsoption darstellt“, erklärte Baubürgermeister Stephan Kühn (Grüne). „Aus diesem Grund hat die Landeshauptstadt Dresden nun den Heimfall des Erbbaurechts gegenüber dem Förderverein ausgeübt.“ Zugleich hieß es aber auch seitens der Stadt, sie schätze und würdige die geleistete Arbeit des Fördervereins Lingnerschloss ausdrücklich.

Einst Stockhausen-Villa, später Intelligenzclub

Dieser Schritt hat eine arabeskenreiche Vorgeschichte: Das Schloss entstand ab 1850 im Stile des Klassizismus, galt jahrelang als „Villa Stockhausen“, bis „Odol“-Unternehmer Karl August Lingner 1906 das Anwesen übernahm und umbaute. 1916 vermachte er sein Schloss der Stadt Dresden. Zu DDR-Zeiten nutzte unter anderem der Club der Intelligenz das Lingnerschloss. Nach der Wende verfiel der Komplex zusehens.

Peter Lenk ist der Vorsitzende des Fördervereins, der das Lingnerschloss spendenfinanziert saniert. Hier steht er in der Beletage: Im Obergeschoss ist eine Flucht aus drei Räumen entstanden, deren Zentrum der Sternensaal mit seinen 700 Sternen und zwei Zentralgestirn-Kronleuchtern bildet. Foto: Heiko Weckbrodt

Peter Lenk (Archivfoto) gründete vor 20 Jahren mit gleichgesinnten einen Förderverein, der das Lingnerschloss spendenfinanziert sanierte – aber letztlich kurz vor dem Finale scheiterte. Hier steht er in der Beletage. Foto: Heiko Weckbrodt

Verein um Unternehmer Lenk packte Sanierung vor 20 Jahren an

Ab 2003 übernahm dann ein Förderverein unter der Führung des „Von Ardenne Anlagenbau“-Mitgründers Peter Lenk das Schloss von der Stadt in Erbbaupacht und versprach, den Komplex zu sanieren. Das klappte auch zunächst recht gut, wenn auch nicht im Eilzugtempo: Der Verein konnte viele Spenden einsammeln und sanierte Schloss, Park und Beihäuser zu etwa 90 Prozent.

Dann häuften sich jedoch die Probleme, die Spendenflüsse wurden dünner, Streitereien mit einem Gastro-Pächter führten schließlich zum Bruch innerhalb des Vereins und mit wichtigen Sponsoren. Angesichts wachsender finanzieller Problem beschloss der Verein, das Schloss doch lieber der Stadt zurückzugeben. Letzter Auslöser auf Seiten der Kommune waren schließlich – laut Stadtabgaben – „erhebliche Zahlungsrückständen gegenüber der Landeshauptstadt Dresden“.

Wie es weitergeht, ist noch unklar

Nun will das Amt für Hochbau und Immobilienverwaltung erst mal übergangsweise dafür sorgen, dass der Betrieb im Schloss weitergeht, „damit sichergestellt werden kann, dass bereits geplante Veranstaltungen, wie z. B. Hochzeiten, Feiern oder ähnliches wie geplant stattfinden können“. Weiter heißt es in der Stadtmitteilung: „Die mittel- und langfristige Perspektive des Lingnerschlosses wird in dem derzeit von der Stadtverwaltung erarbeiteten Schlösserkonzept, welches auch die Schlösser Albrechtsberg und Schönfeld in den Blick nehmen wird, untersucht und dem Stadtrat voraussichtlich im kommenden Jahr vorgelegt.“

Autor: hw

Quellen: LHD, Oiger-Archiv

Grafik: M. Arndt
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