Förderverein Lingnerschloss ist pleite

Blick vom Lingnerschloss auf die Elbwiesen, den Fernsehturm und das Blaue Wunder. Foto: Heiko Weckbrodt

Blick vom Lingnerschloss auf die Elbwiesen, den Fernsehturm und das Blaue Wunder. Foto: Heiko Weckbrodt

Vorstand wirft OB Hilbert vor, verabredete Lösung nicht eingehalten zu haben

Loschwitz, 14. November 2023. Der Förderverein Lingnerschloss, der das gleichnamige Schloss in Dresden-Loschwitz rund zwei Jahrzehnte lang vor allem mit Spendengeldern saniert hatte, ist nach eigener Einschätzung pleite. Der Verein werde ein Insovenzverfahren einleiten, kündigte Vereins-Sprecherin Ines Eschler an.

Verein: Stadt wollte Bankschulden eigentlich ablösen

Schuld daran sei ein „Sinneswandel“ von Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) beziehungsweise der Stadtspitze, kritisiert der Vereins-Vorstand. So sei eigentlich vereinbart gewesen, den Erbbaupachtvertrag über das Schloss zwar aufzulösen und den Komplex an die Stadt als Eigentümer zurückzugeben. Dafür habe die Stadt aber signalisiert, im diesem Zuge die Vereins-Außenstände bei dessen Hausbank bis zu einem Umfang von 700.000 Euro auszugleichen und für die noch nicht gezahlte Pacht eine einvernehmliche Lösung zu finden.

„Zur Überraschung aller Beteiligten teilte OB Hilbert am 10.11.23 der Vereinsleitung mit, dass die Stadtverwaltung jetzt beschlossen hat, den bisher favorisierten Weg zu verlassen und das Heimfallrecht entgegen ihren bisherigen Absichten auszuüben“, teilte der Verein heute mit. „Im gleichen Zusammenhang wurden die offenen Verbindlichkeiten des Vereins aus rückständigem Erbbauzins fällig gestellt.“ Damit werde der Verein zahlungsunfähig.

Versiegender Spendenfluss beendete Schlosssanierung

Hintergrund der Misere sind letztlich die schrumpfenden Spendenflüsse für die Schlosssanierung und der langwierige Streit mit einem Gastronomie-Vertragspartner und Querelen innerhalb des Vereinsvorstandes. „Insbesondere durch das rückläufige Spendenaufkommen als Folge von Coronapandemie und allgemeiner Verunsicherung, Inflation, Energiekrise und verändertem Konsumverhalten der Menschen ist der Förderverein seit Monaten nicht mehr in der Lage, seinen Zahlungsverpflichtungen gegenüber der Stadt und der Hausbank in vollem Umfang nachzukommen“, räumte der Vereinsvorstand ein. Eine Insolvenz habe daher schon seit längerem, gedroht – sollte jedoch eigentlich durch den Rückgabe-Deal mit der Stadt abgewendet werden.

Verein hatte Lingnerschloss vom Verfall gerettet

Dass die Stadt den Verein nun auf dessen Schuldenberg sitzen lässt, dürfte viele der Helfer dort vor den Kopf stoßen, hatte das Rathaus ihnen kurz zuvor noch für die jahrelange, größtenteils ehrenamtliche Arbeit gedankt. Zur Erinnerung: Das Lingnerschloss verfiel nach der Wende zusehends und wurde vor allem durch das bürgerschaftliche Engagement des Fördervereins gerettet.

Eine Stellungnahme des Stadt zu den Vorwürfen des Vereins haben wir angefragt, sie steht aber noch aus.

Autor: Heiko Weckbrodt

Quellen: Förderverein Lingnerschloss, Oiger-Archiv

Grafik: M. Arndt
Dieser Beitrag wurde unter Initiativen, Kunst und Kultur abgelegt und mit , , , , , , , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert