Lost Places: Energiestation im alten Straßenbahnhof Dresden-Tolkewitz
Tolkewitz, 10. August 2016. Während die Bagger nebenan die Straßenbahn-Hallen schon alle abgerissen haben, dämmert der Werkstatt- und Energiekomplex des alten Straßenbahnhofs Tolkewitz weiter den Dornröschenschlaf: Scheiben liegen in Scherben am Boden, Unkraut wuchert die Mauern zu und auf fast schon malerische Manier verfällt das Interieur. Dazu gehört auch die Umrichter- und Umspannstation neben der großen Werkstatt an der Schlömilchstraße.
Gleichstrom für die Straßenbahn
Offensichtlich sind hier die Monteure noch mal mit dem Seitenschneider durchgegangen, bevor die Dresdner Verkehrsbetriebe (DVB) die Station geräumt haben: Die dicken Kabelverbindungen sind gekappt. Und auch die Wannen, in denen einst übermannsgroße Gleichrichter und Trafos hockten, sind leer, wenn man von allerlei Gerümpel absieht. Früher hatten die DVB solche Energiestationen benötigt, um aus dem Wechselstrom des allgemeinen Energienetzes Gleich- beziehungsweise Drehstrom für die Straßenbahnen zu erzeugen beziehungsweise auf ihre Nennspannung von 700 Volt zu transformieren.
Erst Kraftwerk, dann Volksbad
Seit über 100 Jahren befanden sich an der Schlömilchstraße Energieanlagen für den Nahverkehr: Ab 1900 versorgte ein Kraftwerk an dieser Stelle den Betriebshof der Verkehrsbetriebe, zeitweise wurde dieses Kraftwerksgebäude als Volksbad genutzt. Nach der Jahrtausendwende gaben die DVB den Standort dann schrittweise auf.
Schulen statt Straßenbahnhalle
Die eigentlichen Straßenbahnhallen nebenan sind inzwischen plattgemacht: Dort entsteht Sachsens größter Schulneubau seit Jahren. Bis zum Herbst 2018 soll hier für rund 57 Millionen Euro ein neuer Schulkomplex für rund 600 Schüler der 32. Oberschule und 1200 Schüler des Gymnasiums Tolkewitz entstehen.
Wohnkomplex geplant
Die Altbauten, die noch stehen, hat die „Ventar Immobilien AG“ aus Böblingen“ gekauft. Der süddeutsche Investor will daraus einen Wohnkomplex machen.
Autor: Heiko Weckbrodt
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