KI und Kinder-Chiplabor im Technikmuseum geplant

Direktor Roland Schwarz in der Wohnung der Quantenkatze Q in den Technischen Sammlungen Dresden. Foto: Heiko Weckbrodt

Direktor Roland Schwarz in der Wohnung der Quantenkatze Q in den Technischen Sammlungen Dresden. Foto: Heiko Weckbrodt

Die Technischen Sammlungen wollen bei ihrer anstehenden Sanierung auch Platz für Neues gewinnen – danach steht ein Wissenschaftsgarten auf der Agenda.

Dresden, 17. Januar 2025. Museumsdirektor Roland Schwarz will durch die geplante, rund 13 Millionen Euro teure Sanierung der Technischen Sammlungen Dresden (TSD) die bisher recht hohen Betriebskosten im Gebäudekomplex senken, die ehemaligen Ernemann-Kamerawerke für die stark wachsenden Besucherströme ertüchtigen sowie zusätzliche Flächen für neue interaktive Ausstellungen und andere Attraktionen gewinnen. Das hat Schwarz im Oiger-Gespräch angekündigt.

„Wir müssen unser Haus vor allem technisch erneuern und energetisch sanieren“, betonte der Direktor. „Wenn aber alles so klappt, wie wir uns das vorstellen, könnten wir dabei auch bisher ungenutzte Räume für Ausstellungen und Veranstaltungen zugänglich zu machen.“

Museum könnte 900 qm dazugewinnen

Konkret geht es dabei um einige Depoträume sowie die erste Etage im Gebäudeflügel an der Schandauer Straße in Striesen. Gelinge es, dort nicht nur undichte Fenster auszutauschen sondern auch defekte Fußböden gleich noch in Schuss zu bringen, gewinne das Museum 300 bis 900 Quadratmeter dazu.

Künstliche Intelligenz rückt in den Fokus

Nutzen wollen er und sein Team diese Flächen unter anderem, um schicke neue Physik-Exponate aufzubauen, die inzwischen teilweise überhaltende „CoolX“-Schau über die sächsische Mikroelektronik zu erneuern und um einen neuen Ausstellungsschwerpunkt „Künstliche Intelligenz“ (KI) aufzubauen. „Wir denken dabei auch Dinge, die bisher wenig beleuchtet werden, wie beispielsweise KI-Musik“, verrät der Direktor. Zudem steht zur Debatte, ein neues Chip-Schülerlabor zu installieren. Dort sollen Kinder und Jugendliche zumindest in Grundzügen selber Schaltkreise herstellen können. Die Idee dabei: Die Dresdner Hochtechnologie-Industrie könnte hier im örtlichen Sinne „begreifbar“ machen, was sie eigentlich tut und ganz „nebenbei“ womöglich die Fachkräfte der Zukunft für eine Karriere in der Nanoelektronik begeistern.

Abgesehen davon zielt die anstehende Sanierung aber vor allem auf Probleme, die sich über Jahre aufgestaut haben: Viele Fenster im Museum sind sehr alt und undicht, sie treiben die Betriebskosten des ganzen Hauses hoch und müssen dringend durch neue Energiespar-Fenster ausgetauscht werden. Eine neue Solaranlage soll die Energiebilanz künftig zusätzlich verbessern. Zudem sind viele elektrische Anlagen im Museum überaltert. Auch braucht das Museum weitere Fahrstühle und Toiletten: „Unsere Besucherzahlen sind in den vergangenen Jahren stark gestiegen“, sagt Schwarz. „Darauf müssen wir reagieren.“

Blick in die surreal anmutenden Quanten-Irrwohnung der Katze Q in den Technischen Sammlungen Dresden. Foto: Heiko Weckbrodt

Blick in die surreal anmutenden Quanten-Irrwohnung der Katze Q in den Technischen Sammlungen Dresden. Foto: Heiko Weckbrodt

Besucherzahlen haben sich seit Matheland-Eröffnung fast vervierfacht

Denn als die Stadt in den 1990er Jahren die ehemaligen Kamerawerke in Striesen übernahm und teilweise umbauen ließ, waren die TSD noch ein klassische Technikmuseum. Nach und nach entstanden aber immer mehr Mitmachexponate, interaktive Ausstellungen wie das Matheland für Kinder, erst jüngst kam noch die surreale Wohnung der Quantenkatze Q hinzu, die zusammen mit den Exzellenzphysikern der TU Dresden zustande kam. „Und wir haben noch viele weitere faszinierende Kooperationsangebote“, verrät Schwarz. Unterm Strich stiegen durch diese und viele weitere Attraktionen die Besucherzahlen in den TSD von rund 30.000 pro Jahr bis zum Jahr 2008 auf inzwischen über 110.000 – und die brauchen eben auch mehr Aufzüge, Garderoben und Aufzüge.

Grüne Wissenschaftsoase im Innenhof – wenn auch dafür das Geld fließt

Und den nächsten großen Coup planen die Museumspädagogen bereits: Sie wollen den derzeit teilweise gesperrten TSD-Innenhof in eine grüne Wissenschaftsoase verwandeln. Der durch drei Museumsflügel eingefasste und unterkellerter Karree ist zwar nicht Teil der nun bewilligten Mittel für die energetische und technische Sanierung der einstigen Kamerafabrik. Der Hof ist aber unbestritten derart reparaturbedürftig, dass zwischen Bauleuten, Museumsexperten, Denkmalschützern und Politikern derzeit ein zweites Baupaket verhandelt wird. Das wird wohl etwa 3,5 Millionen Euro umfassen und zielt vor allem darauf, die einsturzgefährdeten Kellerlager unter dem Hof zu entkernen und neu zu bauen, so dass das Museum ausreichend unterirdische Lager und Werkstätten hat und den Innenhof wieder voll nutzen kann.

Technische Sammlungen Dresden: Blick in den baufälligen Innenhof. Foto: Heiko Weckbrodt

Technische Sammlungen Dresden: Blick in den baufälligen Innenhof. Foto: Heiko Weckbrodt

Garten der Wissenschaften soll auch für besseres Mikroklima sorgen

Gelingt dies, will Schwarz weitere Geldquellen suchen, um dort einen „Garten der Wissenschaften“ zu pflanzen und mit attraktiven Großexponaten anzureichern, die im Museum selbst keinen Platz finden. Gedacht wäre diese Oase als Erholungsort für müde Besucher, als Fläche für Museumsfeste, Freiluft-Kino und andere Sonderveranstaltungen, aber auch als ein kleiner Beitrag zur Anpassung der Stadt an den Klimawandel: „Schaut man sich Klimakarten der Stadt an, sticht das ganze Areal von den TSD bis hinüber zur Tanzschule als Hitzeinsel hervor“, betont der Direktor. Dabei hatten Dresdner Forscher in urbanen Klimawandel-Studien herausgefunden, dass jeder Baum, jeder kleine Park oder Garten die Hitzespitzen an solchen Orten um ein paar Grad senken können. Schwarz: „Wir denken, dass so ein Garten der Wissenschaften das Mikroklima hier verbessern könnte.“

Autor: Heiko Weckbrodt

Quellen: Schwarz-Interview, TSD, Oiger-Archiv

Grafik: M. Arndt
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