In Laubegast soff die Bäckerei Siemank 2002 und 2013 ab – seither investierte sie Millionen in eine neue Backstube in Reick
Laubegast/Reick, 19, August 2024. Wenn sich einer in Dresden ganz besonders darüber freut, dass das 2024er Hochwasser den Stadtteil Laubegast nicht schon wieder in eine Insel verwandelt hat, dann ist das Carsten Wiederhold. Der 70-Jährige leitet als Eigner und Chef die Bäckerei Siemank und hat schon zweimal erlebt, wie die Elbe den damaligen Produktions-Hauptsitz in Laubegast überschwemmt und in einen Totalschaden verwandelte.
„Wusste ja keiner, dass die Elbe plötzlich ,Stopp!‘ sagt“
Nach den Fluten 2002 und 2013 hatte er die Faxen dicke, baute im Gewerbegebiet Reick für zwei Millionen Euro eine neue Hauptbäckerei, erweiterte die auch seither stetig, rüstete allerdings ebenfalls den alten Stammsitz in Laubegast für Hochwasser bis zur Marke 7,50 Meter nach. Die hat der Strom diesmal nicht gerissen, verharrte kurz über dem 6-Meter-Pegel – und das hat bei Wiederhold und seinem 41-köpfigen Backkollektiv für große Freude gesorgt. „Das wusste ja keiner, dass die Elbe plötzlich doch ,Stopp!‘ sagt“, meint er mit einem erleichterten Lächeln.
Vor knapp 160 Jahren in Laubegast gegründet
Immerhin ist das Familienunternehmen – obwohl inzwischen über fünf Standorte in Dresden verstreut – ganz und gar im ständig von Elbefluten bedrohten Stadtteil verwurzelt: 1865 gründete der Bäckereimeister Ernst Georg Siemank in Laubegast. Und die florierte: Die Siemanks stiegen zum Hoflieferanten für Schloss Pillnitz auf, auch Richard Wagner soll in der Familienbäckerei eingekauft haben. Generation um Generation buk, verkaufte Brötchen und Kuchen, erweiterte und modernisierte die Backstube, ergänzte sie um ein Café. Und es waren in der Familie nicht nur die Männer, die den Laden führten, sondern über Jahre hinweg Frauen wie Anna Siemank oder Marianne Siemank, die das Geschäft übernahmen, wenn die Männer starben oder in Kriegsgefangenschaft gelangten. Tochter Renate heiratete Karl-Heinz Wiederhold. Und dessen Sohn Carsten leitet seit 1985 den Familienbetrieb, brachte die Bäckerei durch Wende und Hochwasser.
Zum Erfolgsrezept gehören viele Spezialbrötchen, viel Familiensinn – und viele Parkplätze
Und die Siemank-Bäckerei ist dabei so populär wie eh und je geblieben: Das lässt sich unschwer an den Schlangen im alten Stammsitz, in den Filialen, ja selbst im neuen Hauptsitz in Reick ersehen. Er sei ja ein bisschen skeptisch gewesen, als ihm die Stadt nach dem 2013er Hochwasser ein Grundstück an der Enno-Heidebroek-Straße anbot, räumt Carsten Wiederhold ein: „Ich konnte mir nicht so recht vorstellen, dass mitten in einem Gewerbegebiet viele Kunden hinkommen“, erinnert er sich. „Aber zum Glück habe ich darauf bestanden, dass ich hier auch einen großen Parkplatz bauen durfte.“ Und der erwies sich als goldener Standort-Schlüssel: Seither fahren Liebhaber von Brötchen, Brot und Brötchen eben auch hierher, der Einkauf ist durch die einfache Anfahrt mit dem Auto rasch erledigt.
Beliebt sind die Siemanks aber auch wegen ihrer Brötchenvielfalt: „Das mag kaufmännisch vielleicht nicht so profitabel sein, aber wir backen 27 bis 33 Brötchensorten in eher kleinen Chargen“, erzählt der Chef. Und der Kundschaft goutiert diese Vielfahrt. Nicht zuletzt sei die Bäckerei ein Familienbetrieb durch und durch, ergänzt Carsten Wiederholds Tochter Christiane: „Bei uns sind die Mitarbeiter keine Nummern, hier kennen wir uns alle gut. Und ich glaube, das spüren die Leute auch.“
Autor: Heiko Weckbrodt
Quellen: Vor-Ort-Besuch, Auskünfte C. Wiederhold, baeckerei-siemank.de
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