Grüne verteidigen Verkehrsversuch auf Blauem Wunder in Dresden

Die stählerne Loschwitzer Brücke überspannt die Elbe in einem Zug - ohne Pfeiler im Fluss. Auch dies trug ihr - neben der Schutzfarbe - den Namen "Blaues Wunder" ein. Rechts daneben ist der Schillergarten zu sehen. Foto: Heiko Weckbrodt

Die stählerne Loschwitzer Brücke alias „Blaues Wunder“ auf der Blasewitzer Elbseite. Foto: Heiko Weckbrodt

Mobilitätsprecherin: Abwarten, ob Autofahrer nun aufs Rad umsteigen oder früher zur Arbeit fahren

Blasewitz, 9.April 2024. Die Dresdner Grünen haben ihren umstrittenen Verkehrsversuch auf dem Blauen Wunder in Dresden verteidigt: Man müsse Geduld haben, erklärte die Mobilitätssprecherin Susanne Krause von der grünen Stadtratsfraktion. Es sei abzuwarten, ob Autofahrer angesichts der neuen Staus auf das Fahrrad umsteigen, zu anderen Zeiten oder auf anderen Routen durch die Stadt fahren. Sie reagierte damit auf Forderungen, den Verkehrsversuch schnellstens wieder abzubrechen, nachdem die Ummarkierung von einem Drittel der allgemeinen Fahrbahnen in Radwege im Berufsverkehr sofort lange Staus ausgelöst hatte.

Nach Osterferien war besonders viel los

„Wer einen Verkehrsversuch nach wenigen Stunden für gescheitert erklären will, lässt alles fachliche Wissen der Verkehrsplanung außen vor. Das ist nicht seriös“, ist Susanne Krause überzeugt. „Man muss den Leuten etwas Zeit geben, damit sich alle auf die neue Situation einstellen können.“ Ein Teil der Staus sei zustande gekommen, weil der Verkehrsversuch unmittelbar nach den Osterferien begonnen habe – da sei immer viel los.

Ein Drittel der Fahrbahn für alle nun in Radwege umgewandelt

Der Stein des Anstoßes: Der grüne Baubürgermeister Stephan Kühn hatte auf der Loschwitzer Elbbrücke („Blaues Wunder“) zunächst eine der drei Fahrspuren auf der Brücke, die bis dahin durch Autos, Busse, Fahrradfahrer und leichte Laster genutzt werden konnte, gestrichen. Am vergangenen Wochenende ließ er dann dort Radwege einzeichnen und zusätzlich die mittlere der drei Normalspuren am Blasewitzer Brückenkopf in eine Rad-Spur umgewandelt, in die jene Radler über die Normalspuren einschwenken sollen, die geradeaus in Richtung Schillergalerie fahren wollen. Ansonsten gibt es an und vor den Brückeköpfen allerdings weiter keine durchgängige Spuren für Fahrradfahrer.

Linke fordern Sofortabbruch

Diese auch für viele Radler eher halbgare Lösung hatte bereits am Wochenende und dann vor allem zu Wochenbeginn für starke Rückstaus im Berufsverkehr gesorgt. Daher hatte sich die Linke bereits am Montag vorsichtig von ihrem klassischen Bündnispartner im Stadtrat abgesetzt und einen sofortigen Abbruch des Verkehrsversuchs gefordert, wenn Kühn nicht noch „ein Ass im Ärmel“ habe.

Liberale: Ergebnis des Versuchs war vorher jedem klar, der die Brücke kennt

Gegenwind für die Grünen kommt – weniger überraschend – auch von den Liberalen. So lässt lässt FDP-Fraktionsvorsitzender Robert Malorny auch Krauses Argument nicht gelten, die Staus seien ein Ferienende-Sondereffekt gewesen: „Ausgerechnet am ersten Tag nach den Ferien macht die Verwaltung das Chaos perfekt. Dass genau dieses Resultat dabei rauskommen muss, wenn hinter dem Blauen Wunder eine Abbiegespur wegnimmt, war vorher schon jedem klar, der gelegentlich hier lang fährt“, kritisiert er. „Ich fordere Baubürgermeister Kühn auf, dieses Experiment so schnell wie möglich abzubrechen. Geben Sie die Spur wieder frei, anstatt den Verkehrsteilnehmern noch bis Juni das Leben und den Arbeitsweg schwer zu machen.“

Hochland-CDU: Verkehrsversuch produziert kilometerlange Staus

Ähnlich äußerten sich auch CDU-Vertreter. „Tausende Hochländer pendeln tagtäglich über das Blaue Wunder zur Arbeit und wieder nach Hause. Die derzeitig katastrophale Verkehrssituation im Bereich Loschwitz und Blasewitz beweist, dass die Radstreifen am Blauen Wunder so keinen Sinn machen“, kritisierte der Vorsitzender der CDU im Schönfelder Hochland, Felix Stübner. „Statt den Verkehr für Radfahrer sicherer zu machen, produziert der Verkehrsversuch kilometerlange Staus, die vor allem Berufstätige und Schüler aus dem Hochland sowie den ÖPNV treffen. Wir fordern Oberbürgermeister Hilbert und den Beigeordneten Kühn dazu auf, den Verkehrsversuch umgehend zu stoppen!“

CDU-Stadtratsfraktion: Gucken uns das bis Ende der Woche an

Immerhin etwas mehr Zeit räumt die Dresdner CDU-Stadtratsfraktion dem Versuch ein: „Bereits am Sonntag und am Montag kam es zu deutlich höheren ÖPNV-Verlustzeiten als sonst üblich. Wir werden uns sehr genau den weiteren Wochenverlauf anschauen“, kündigte CDU-Verkehrssprecher Veit Böhm an. „Sollten sich die Verlustzeiten bei allen Linien über die Loschwitzer Brücke verstetigen, dann muss der Oberbürgermeister den Verkehrsversuch umgehend beenden.“

Kompromiss vorgeschlagen: Radwege auf Brücke bleiben, auf Blasewitzer Brückenkopf wieder alles auf Anfang

Einen „Vorschlag zur Güte“ unterbreitet der CDU-Politiker Christian Piwarz auf „Facebook“: „Die markierten Radstreifen auf dem Blauen Wunder bringen Sicherheit und sollten bleiben“, meint er. „Aber macht die unselige Verkehrsführung auf der Blasewitzer Brückenrampe sofort rückgängig!“

Autor: Heiko Weckbrodt

Quellen: Stadrationsfraktionen Grüne, CDU und AfD, CDU Schönfelder Hochland, Oiger-Archiv

Grafik: M. Arndt
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2 Antworten zu Grüne verteidigen Verkehrsversuch auf Blauem Wunder in Dresden

  1. DAT sagt:

    Geil dass bei den Liberallalalas und der der Linken keiner auch nur sagen kann WIE dieser Einfluss des Verkehrsversuchs entstehen solle

    vorher auf dem Blauen Wunder: eine Fahrspur je Richtung für PKW/LKW

    jetzt auf dem Blauen Wunder: eine Fahrspur je Richtung für PKW/LKW

    Ach, das Problem tritt vorher auf, weil PKW/LKW unfähig sind sich korrekt einzufädeln? Na dann sollte man vermutlich die Spur vorher schon verengen und an der Ampel vorher schon das Problem lösen. Hätte auch gleich den Vorteil dass die Unfallgefahr für Radfahrer dramatisch reduziert wird.

    • Jacobistraße sagt:

      Bin ja selber für den Verkehrsversuch, aber was die Einschränkung ist, das ist ja wohl klar: es gibt von der Brücke kommend nur noch eine Linksabbiegerspur statt zwei, so dass sich die Durchlässigkeit der Kreuzung deutlich verringert. Zudem darf man von der verbliebenen Spur aus nach links abbiegen und geradeaus in die Hüblerstraße fahren. Wenn es sich von dort wegen einem einparken den Auto o.ä. zurückstaut, geht auf der Kreuzung gar nichts mehr. Deshalb sollte man auch lieber gleich die Hüblerstraße zur Fußgängerzone machen IMHO 😉

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