Umweltamt will mehr Flutschutz für Grunaer Landgraben

Der Blasewitz-Grunaer Landgraben am Kleinhausweg in Dresden-Gruna. Hier sehen die Fachleute vom Umweltamt im Flutfall einiges Überschwemmungsrisiko.  Foto: Heiko Weckbrodt

Der Blasewitz-Grunaer Landgraben am Kleinhausweg in Dresden-Gruna. Hier sehen die Fachleute vom Umweltamt im Flutfall einiges Überschwemmungsrisiko.
Foto: Heiko Weckbrodt

Zurück zur Natur, aber auch neue Polder: Rund 30 Einzelprojekte sollen den Bach von der Stadtgrenze bis zur Elbe aufwerten und sicherer machen.

Gruna/Striesen, 29. Januar 2020. Zusätzliche Regulierungsbecken, mehr Flutprophylaxe an Wohnhäusern, verstärkte Dämme und weitere Schutzvorkehrungen sollen die Hochwasser-Gefahren mindern, die vom Blasewitz-Grunaer Landgraben ausgehen. Das empfiehlt das Umwelt in seinem „Hochwasserrisikomanagementplan“, der den gesamten Wasserlauf vom südlichen Stadtrand bis zur Elbe umfasst. In diesem Verlauf heißt der Bach zunächst Leubnitzbach, in Prohlis nennt man ihn den Koitschgraben und ab Reick ist er der „Blasewitz-Grunaer Landgraben“.

Deichbruch zwar unwahrscheinlich, aber möglich

Laut der behördlichen Analyse ist dieser insgesamt knapp acht Kilometer lange Bach zwar bei weitem nicht so gefährlich für Menschen und Immobilien wie etwa die Elbe oder die Weißeritz. Aber auch er kann bei einem Jahrhundert-Hochwasser Grünanlagen und Siedlungen wie den Rothermundtpark und die Wohnhäuser rund um den Kleinhausweg sowie andere Immobilien überschwemmen. Und sollten gar die Deiche und Befestigungen brechen, die den Bach in sein heutiges Bett zwängen, könnten acht Kitas, vier Schulen, eine Tankstelle sowie andere Sonderobjekte wie Fabriken unter Wasser stehen. Die Umweltexperten stufen dieses Deichbruch-Szenario zwar als wenig wahrscheinlich ein. Sie empfehlen aber dennoch mehr Hochwasserschutz für das Gewässer. Insgesamt umfasst ihr Flutschutz-Plan rund 30 Einzelvorhaben.

Neuer Polder in Reick soll wie ein Ventil wirken

Beispielsweise schlagen sie vor, in Reick einen weiteren „Fließpolder“ mit 10 000 Kubikmeter Volumen zu bauen, der bei starken Regen die Abflussmengen gen Gruna und Striesen reduzieren kann. Dieses etwa 850 000 Euro teure Regulierungsbauwerk nahe der Bahntrasse könnte auch das Risiko mindern, dass der Bach weiter unten in Striesen, wo er die Schandauer Straße unterquert, die dortige Brücke zerstören kann. Auch sollten in der Leubnitzer Wohnanlage Friebelstraße und im geplanten Gewerbegebiet „Wissenschaftspark Ost“ in Reick nur dann Neu- und Umbauten erlaubt werden, wenn dabei der Flutschutz baulich und technisch berücksichtigt wird.

Der Blasewitz-Grunaer Landgraben am Kleinhausweg in Dresden-Gruna. Hier sehen die Fachleute vom Umweltamt im Flutfall einiges Überschwemmungsrisiko.  Foto: Heiko Weckbrodt

Im Winter ausgetrocknet, doch im Frühjahr und Herbst sieht er ganz anders aus: der Blasewitz-Grunaer Landgraben. Foto: Heiko Weckbrodt

Auch Hauseigentümer in der Gartenheimsiedlung sollen mehr in den Flutschutz investieren

Und in der Gartenheimsiedlung südlich der Hepkestraße wollen die städtischen Planer die Hauseigentümer zu Umbauten überreden: Wasserabweisende Baumaterialien, flutgeschützte Haustechnik und andere konstruktive Vorkehrungen sollen verhindern, dass der Landgraben bei einem Jahrhundertwasser in die Gebäude eindringt. Bereits länger geplant und auch für den Hochwasserschutz ratsam ist das Vorhaben, den Koitschgraben an der Dohnaer Straße und auch den Blasewitz-Grunaer Landgraben weiter unterhalb ein natürlicheres Bett zurückzugeben. Denn nach dem Hochwasser 2002 haben viele Fluss- und Bachumbauten in Dresden gezeigt: Naturnah gestaltete Flussbetten und Ufer halten das Hochwasser oft viel effektiver im Zaum als manche Stahlbetonwanne. Zudem plädiert das Umweltamt für Wasserstandsmesser, deren Pegelwerte über die Internetseiten der Stadt jederzeit abrufbar sein sollen.

Stadtbezirks-Beirat Blasewitz ist dafür, Zeitpläne sind noch vage

Der Stadtbezirksbeirat Blasewitz fanden diese und weitere Vorhaben eine breite Zustimmung. Allerdings ist noch nicht absehbar, wann die Stadt und die privaten Grundstücks-Eigentümer all diese Vorschläge auch praktisch realisieren. Zu erwarten ist aber wohl ein ähnliches Prozedere wie beim weiter südöstlich fließenden Geberbach, der durch das Projekt „Blaues Band“ aufgewertet und naturnaher gestaltet werden soll: Die Planer haben dieses Vorhaben in Dutzende Einzelprojekte zerlegt, die dann nach und nach umsetzbar sind, wenn gerade Geld und guter Willen übrig sind.

Autor: Heiko Weckbrodt

Quellen: LHD, Stadtbezirks-Beirat Blasewitz, Interview Amtsleiter, Vor-Ort-Recherchen, Wikipedia, Spektrum.de

Grafik: M. Arndt
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