„Blaues Wunder“: Linke kritisiert grünen Bürgermeister scharf

Während der Markierungsarbeiten auf dem Blauen Wunder bildeten sich in Loschwitz Rückstaus. Foto: Heiko Weckbrodt

Stau am Blauen Wunder. Foto: Heiko Weckbrodt

CDU reicht derweil Einantrag ein, Kühns Verkehrsversuch sofort abzubrechen

Blasewitz, 12. April 2024. Der Streit um die durch neue Radwege auf dem und am Blauen Wunder erzeugten Staus spitzt sich zu. Linke und CDU haben erneut gefordert, den Verkehrsversuch von Verkehrsbürgermeister Stephan Kühn (Grüne) endlich abzubrechen. Die Linke geht noch weiter und wirft Kühn vor, auch an anderen Stellen in Dresden den Verkehrsfluss in Dresden auszubremsen.

Neue Radwege auf Loschwitzer aufgemalt – lange Staus

Auslöser: Kühn hatte erst die drei Fahrbahnen auf der Loschwitzer Brücke („Blaues Wunder“) auf zwei reduziert und dafür Radwege eingezeichnet, am vergangenen Wochenende zudem auch die mittlere der drei Ausfädelspuren am Blasewitzer Ende der Brücke in einer Radweg umgewandelt sowie die Ampelschaltungen verändert. Die Folge waren noch längere Staus als vorher und viel Kritik vor allem von Pendlern.

Links-Stadtrat: „So fahren alle schlechter“

Der Verkehrsversuch sei gescheitert, meint Links-Stadtrat Tilo Wirtz und zieht als Fazit: „So fahren alle schlechter“. Denn die Wegführung für Radler zur und von der Brücke sei unübersichtlich und zu kompliziert, die Autos stehen im Stau oder fahren große Umwege und auch die Busse werden ausgebremst, so Wirtz. Er schlägt unter anderem vor zu prüfen, ob sich der Brückenkopf an der Blasewitzer Seite vielleicht doch denkmalkonform so verbreitern lässt, dass Autos und Busse die nötigen Spuren haben, zusätzlich aber wirklich durchgängige Radweg-Auf- und Abfahrten entstehen. Zuvor war bereits der Vorschlag von CDU-Seite aufgekommen, die Radwege auf der Brücke zu lassen, aber die dritte Spur auf Blasewitzer Seite wieder für alle Verkehrsteilnehmer freizugeben.

CDU kritisiert „chaotische Zustände im Dresdner Osten“

Die CDU-Fraktion im Stadtrat hat inzwischen einen Eilantrag eingereicht, der Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) auffordert, durchzugreifen und den Verkehrsversuch am Schillerplatz unverzüglich zu beenden. „Die gravierenden verkehrlichen Fehleinschätzungen von Bürgermeister Kühn haben zu chaotischen Zuständen im Dresdner Osten geführt“, erklärt der verkehrspolitische Fraktions-Sprecher Veit Böhm und verweist auch auf den großräumigen Schleichverkehr, den der Versuch ausgelöst habe. Die Ummarkierungen haben laut Böhm zu langen Staus für Autos wie Busse geführt. Bürgermeister Kühn habe sich über entsprechende Vorwarnungen auch aus der Stadtverwaltung hinweggesetzt und die Radspuren durchgedrückt. „Deutlich zugenommen haben erwartungsgemäß die Ausweich- bzw. Schleichverkehre auf Nebenstraßen sowie Staus auf den Umgehungsstraßen“, heißt es weiter von den Christdemokraten.

Rückenwind vom ADFC

Zuspruch hatte Kühn dagegen aus der eigenen Partei, von der SPD sowie vom Radlerclub ADFC bekommen. Letzterer verwies darauf, dass sich seit Beginn des Verkehrsversuches der Fahrradverkehr auf der Loschwitzer Brücke verdoppelt hatte.

Links-Fraktionschef: Kühn bremst auch anderswo und baut fleißig Grüne Pfeile ab

Dagegen ist der langjährige Bündnispartner der Grünen in Stadtrat und Stadtspitze, die Linke, verkehrspolitisch gar nicht gut auf Kühn zu sprechen. Er kreidet dem Verkehrsbürgermeister und dessen grünen Vorgänger unter anderem an, immer mehr „Grüne Pfeile“ aus DDR-Zeiten abzumontieren – und damit eben auch anderswo in der Stadt den Verkehr zu hemmen. 2013 habe es noch 274 „Grüne Pfeile“ für alle Verkehrsteilnehmer in der Stadt gegeben, inzwischen seien es nur noch 210, zitiert Links-Fraktionschef André Schollbach aus einer Verwaltungsantwort auf eine seiner Anfragen. „Der Grüne Pfeil ist eine sinnvolle Erfindung aus DDR-Zeiten, die wir bewahren sollten“, fordert Schollbach. „Die anhaltende Tendenz, immer mehr Grüne Pfeile zu entfernen, werden wir kritisch auf den Prüfstand stellen. Der Verkehrsfluss sollte erleichtert und nicht unnötig gebremst werden.“

Zwar hat die Stadtverwaltung in jüngster Zeit auch neue „Grüne Pfeile“ installiert – die sind aber oft nur für bei Rot abbiegende Fahrradfahrer gedacht.

Autor: Heiko Weckbrodt

Quellen: Linke, CDU, Oiger-Archiv

Grafik: M. Arndt
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