Poller drohen: Stadt will keine Autoraser auf Radroute Ost

Die städtische Radverkehrskoordinatorin Paula Scharfe sowie Edwin Seifert (links) und Nils Larsen (Mitte) vom ADFC Dresden inspezieren die Radroute Ost - natürlich auf dem Fahrrad. Foto: Heiko Weckbrodt

Die städtische Radverkehrskoordinatorin Paula Scharfe sowie Edwin Seifert (links) und Nils Larsen (Mitte) vom ADFC Dresden inspezieren die Radroute Ost – natürlich auf dem Fahrrad. Foto: Heiko Weckbrodt

Verkehrszählungen, Blitzer und Aktionstage mit Ordnungsamt angekündigt

Striesen, 4. April 2023. Angesichts von Beschwerden über rasenden Schleichverkehr auf der neuen Radroute Ost will die städtische Radverkehrskoordinatorin Paula Scharfe im Laufe des Sommers dem im Laufe des Sommers nachgehen: durch Tempomessungen, Verkehrszählungen, Parksünder-Suche und Aufklärungs-Aktionstage auf der Radroute gemeinsam mit Polizei und Ordnungsamt. Wenn die Zählstellen im Mai und Juni auf mehr als 2500 Autos und Laster pro Tag kommen, lässt die Stadtverwaltung voraussichtlich Poller aufbauen, Einbahnstraßen installieren und andere Verkehrshindernisse einrichten, um rasende Autofahrer von der Fahrradstraße herunterzubekommen. Das hat Paula Scharfe heute während einer Inspektionstour auf der Radroute angekündigt.

Fahradclub plädiert für Abbiegeverbote, Poller und Einbahnstraßen gegen schnellen Schleichverkehr

„Wir sind überzeugt, dass das notwendig sein wird“, kommentierte Vorstandsmitglied Nils Larsen vom „Allgemeinen Deutschen Fahrradclub“ (ADFC) Dresden Scharfes Ankündigungen. „Die Radroute Ost ist insgesamt ein schönes Projekt. Aber sie ist leider auch attraktiver für den Autoverkehr geworden.“ Damit Raser die Radroute nicht mehr als schnelle Vorfahrtsalternative beispielsweise zur Schandauer Straße benutzen, hat der ADFC auch schon ein paar Vorschläge parat. Geschäftsführer Edwin Seifert plädiert beispielsweise dafür, die Laubestraße streckenweise für Autos zur Einbahnstraße zu machen, neue Links- oder Rechtsabbiege-Verbote zu schaffen sowie Poller auf der Glashütter Straße auf der Brücke über dem Landgraben und auf der Laubestraße in Höhe der Elfriede-Lohse-Wächtler-Straße aufzubauen. Zudem müsse den Autofahrern durch gut sichbare Hinweise klar gemacht werden, dass auf Fahrradstraßen Radler den Vorrang haben und Tempo 30 die Obergrenze ist.

Die Aufhebe-Schilder für die Tempo-30-Zonen führen oft zu Missverständnissen: Viele Autofahrer glauben, sie könnten auf der Radroute das gas durchdrücken - aber auf Fahrradstraßen geben Radler die Geschwindigkeit vor und die obere Grenze liegt bei Tempo 30. Foto: Heiko Weckbrodt

Die Aufhebe-Schilder für die Tempo-30-Zonen führen oft zu Missverständnissen: Viele Autofahrer glauben, sie könnten auf der Radroute das Gas durchdrücken. Aber auf Fahrradstraßen geben Radler die Geschwindigkeit vor und die obere Grenze liegt bei Tempo 30. Foto: Heiko Weckbrodt

ADFC: Unterm Strich ist die neue Radroute eine „wunderbare Sache“

Insgesamt zeigte sich der Radlerverein aber recht zufrieden mit der neuen Radroute. „Eine wunderbare Sache“, meint Seifert. „Davon müsste es viel mehr geben.“ Tatsächlich sind ähnliche Fahrradstraßen in Uni-Nähe und im Norden geplant: Die Radroute Süd soll später einmal vom Hauptbahnhof zum Uni-Campus führen, die Radroute Nord auf einem vergleichsweise kleinem Abschnitt in Klotzsche entstehen: als Alternative zur Königsbrücker Straße zwischen Karl-Marx-Straße und Selliner Straße.

Um den alten Charakter des Stresemannplatzes zu erhalten, hat die Stadt dort alles bei der alten Rechts-vor-Links-Regel belassen. Die Radler wünschen sich hier allerdings Vorfahrt für jene, die bereits im Kreisverkehr unterwegs sind. Foto: Heiko Weckbrodt

Um den alten Charakter des Stresemannplatzes zu erhalten, hat die Stadt dort alles bei der alten Rechts-vor-Links-Regel belassen. Die Radler wünschen sich hier allerdings Vorfahrt für jene, die bereits im Kreisverkehr unterwegs sind. Foto: Heiko Weckbrodt

Pilotprojekt im Osten soll als Blaupause für Radrouten Süd und Nord dienen

Bisher ist insofern die Radroute Ost erst noch ein Pilotprojekt für Dresden. Seit Herbst 2022 führt sie über die Laube-, Glashütter und Kipsdorfer Straße – und zwar vom Stresemannplatz bis zur Altenberger Straße. In diesem Jahr will die Stadt, wie bereits berichtet, die Radroute auf der Comeniusstraße weiter bis zum Straßburger Platz führen. Städteinwärts wird die Route dann auf dem bisherigen Gehweg vor dem Einkaufszentrum „SP1“ auf die Stübelallee einschwenken und dann in den existierenden Radweg auf der Grunaer Straße einmünden. Landwärts sollen die Radler ein Stück auf dem Radweg neben der Stübelallee fahren und dann links zur Comeniusstraße einschwenken.

Restliches Stück bis zum Schulcampus Tolkewitz kommt frühestens 2025

Im Endausbau soll die Radroute Ost vom Stadtzentrum bis zum Schulcampus Tolkewitz kurz vor dem alten Elbarm führen. Wann allerdings der dritte Bauabschnitt von der neuen Ampel an der Altenberger Straße weiter über die Kipsdorfer Straße realisiert wird, ist noch unklar. Die Strecke will die Straßenverkehrsbehörde nämlich vorerst als Umleitungsstrecke für den geplanten Umbau der Wehlener und Österreicher Straße reservieren. Und weil dafür noch kein konkreter Zeitraum feststeht, kann man im Moment eigentlich nur sagen, dass die Radroute Ost vor 2025 auf keinen Fall fertig wird.

Die neue Fahrradstraße beschreibt eine abgepollerte S-Kurve von der Glashütter in die Lauensteiner und dann weiter in die Kipsdorfer Straße gen Osten. Nur Radler selbst dürfen und können die Sperrpoller aber weiter geradeaus passieren. Foto: Heiko Weckbrodt

Die neue Fahrradstraße beschreibt eine abgepollerte S-Kurve von der Glashütter in die Lauensteiner und dann weiter in die Kipsdorfer Straße gen Osten. Radler dürfen und können die Sperrpoller aber weiter geradeaus passieren, müssen dabei aber die Vorfahrt gewähren. Foto: Heiko Weckbrodt

PS: Wer schon immer wissen wollte, wie die etwas verwirrende Vorfahrts-Beschilderung an den beiden abgepollerten Kreuzungen von Glashütter, Lauensteiner und Kipsdorfer Straße gemeint ist – wir haben es bei der Rad-Beauftragten Laube einmal ausdrücklich nachgefragt. Demnach gilt das Prinzip: Wer in die Fahrradstraße einfährt oder aus ihr ausfährt, muss immer die Vorfahrt gewähren. Sie ist damit also hier keine echte Vorfahrtsstraße, denn bei der Ausfahrt haben die Autos Vorfahrt. Es gilt aber auch nicht das Rechts-vor-Links-Prinzip.

-> Die Planung für die gesamte Radroute Ost ist hier im Netz verzeichnet.

-> Eine Liste mit ADFC-Änderungswünschen für die Radroute Ost ist hier im Netz zu finden.

Autor: Heiko Weckbrodt

Quellen: Fahradbeauftragte, ADFC, LHD, Oiger-Archiv

Grafik: M. Arndt
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