Schulbürgermeister schickt Leo und 92. Schule auf Wanderschaft

Lange residierte die Volkshochschule Dresden im DDR-Schulbau am Schilfweg. 2022 zieht dort womöglich für drei bis vier Jahre das Gymnasium Leo ein. Foto: Heiko Weckbrodt

Lange residierte die Volkshochschule Dresden im DDR-Schulbau am Schilfweg. 2022 zieht dort womöglich für drei bis vier Jahre das Gymnasium Leo ein. Foto: Heiko Weckbrodt

Baukosten für das junge Gymnasium wachsen, die Schüler müssen mindestens zeitweise zum Schilfweg umziehen

Seidnitz, 1. April 2021. Wie auch immer die Standort-Diskussion um das noch junge Gymnasium „Linkselbisch-Ost“ (Leo) ausgeht – im Dresdner Osten wird es für die nächsten Jahre wandernde Schulen geben. Das geht aus einer Lage-Einschätzung von Bildungsbürgermeister Jan Donhauser (CDU) auf der jüngsten Sitzung des Stadtbezirksbeirates Blasewitz hervor.

Leo bekommt frühestens 2025 einen eigenen Neubau

Die Stadt hatte das Gymnasium „Leo“ im Sommer 2019 in einem alten DDR-Schulbau am Berthelsdorfer Weg 2 gegründet. Laut dem neuen Donhauer-Plan soll es von dort im kommenden Jahr in den alten DDR-Schulbau am Schilfweg umziehen, in dem früher die Volkshochschule residierte. Dort soll das Leo vom Herbst 2022 bis zum Herbst 2025 bleiben, damit die Stadtverwaltung Zeit gewinnt, um einen Neubau für das Gymnasium zu errichten. Für dieses endgültige Leo-Domizil gibt es zur Zeit wieder zwei Standort-Optionen: entweder am Schilfweg oder neben der Margon-Arena an der Bodenbacher Straße. Donhauser selbst favorisiert laut eigenem Bekunden letztere Position, auf die sich die Stadt eigentlich auch bereits festgelegt hatte. Als eine Folge der nun vorgesehenen Rochaden wird allerdings auch die 92. Schule zeitweise als Ausweichstandort an dem Berthelsdorfer Weg ziehen, wo jetzt noch das „Leo“ residiert. Von einem Leo-Baustart im Frühjahr 2022, wie noch vor einem Jahr avisiert, ist jedenfalls keine Rede mehr.

Das Gymnasium "Leo" wurde im Sommer 2019 in einer alten DDR-Schule am Berthelsdorfer Weg gegründet. Ein Neubau für das neue Gymnasium steht immer noch aus. Foto: Heiko Weckbrodt

Das Gymnasium „Leo“ wurde im Sommer 2019 in einer alten DDR-Schule am Berthelsdorfer Weg gegründet. Ein Neubau für das neue Gymnasium steht immer noch aus. Foto: Heiko Weckbrodt

Leo-Baukosten haben sich noch vor dem ersten Baggeraushub auf 57 Millionen Euro verdoppelt

Durch all dies will Donhauser indes nicht nur Zeit gewinnen, sondern auch Wege finden, um die Kosten für den Leo-Neubau zu drücken. Denn statt 24 Millionen Euro, wie ursprünglich gedacht, sind die Investitionsschätzungen für das neue Gymnasialgebäude zunächst auf 42 und nun sogar auf 57 Millionen Euro geklettert. Das liege unter anderem am Zusatzaufwand für ein projektiertes „Grünes Klassenzimmer“ auf dem Schuldach sowie eine im Boden versenkte Sporthalle, für die teure Tiefbauarbeiten nötig werden, sagte der Schulbürgermeister. Er erwägt nun, statt dessen ein „grünes Klassenzimmer“ auf dem Schulgelände einzurichten und die Turnhalle ebenerdig bauen zu lassen.

Schulbürgermeister Jan Donhauser. Foto: Diana Petters für die LHD

Schulbürgermeister Jan Donhauser. Foto: Diana Petters für die LHD

Für Schulneubau neben Margon-Arena wär auch ein 15 Millionen Euro teures „Upgrade“ für Straßen, Geh- und Radwege fällig

Auch die neuerliche Standortdiskussion ist der Kostenexplosion geschuldet. Denn wenn das Leo neben der Margon-Arena gebaut würde, müssten für die rund 900 Gymnasiasten zusätzlich auch die Rad- und Gehwege an der Bodenbacher Straße für zwölf Millionen Euro ausgebaut und auch die rückwärtige Winterbergstraße für drei Millionen Euro ertüchtigt werden. Am Schilfweg gibt es schon einen Schulstandort, der wäre womöglich einfacher ausbaubar. Er sei zwar dafür, den Leo-Komplex an der Bodenbacher Straße zu bauen, betonte Donhauser. Wenn dies aber – inklusive Straßen-, Rad- und Fußwegbau –70 Millionen Euro oder mehr kosten würde, wäre dies für ihn ein Grund, das Vorhaben zu stoppen.

Protest gegen Umzug der 92. Schule zum Berthelsdorfer Weg

Für diese Pläne weht dem Schulbürgermeister bereits Gegenwind entgegen. Spontane Kritik kam beispielsweise aus dem Stadtbezirksbeirat Blasewitz, weil nun plötzlich für die 92. Schule ein Ausweichquartier am Berthelsdorfer Weg geplant ist.

Kritik von Elternvertretern an neuer Standortdebatte

Und der Leo-Elternrat hat sich in einem offenen Brief an Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) bereits „in höchstem Maße irritiert und verwundert“ gezeigt, „dass der zukünftige Schulstandort erneut in Frage steht“. Der Schilfweg sei ein denkbar ungeeigneter Standort für ein modernes und wachsendes Gymnasium.

Schilfweg-Anwohner: Wir wollen mehr Bänke

Auch in der unmittelbaren Nachbarschaft stößt die Idee, das „Leo“-Gymnasium zeitweise oder dauerhaft am Schilfweg unterzubringen, stößt nicht nur auf Begeisterung: Die geplante neue Schule werde doppelt so groß wie die alte, kritisierte ein Anwohner während der Beiratssitzung. Dies könne sich für die Bewohner der umliegenden Häuser zu einem Problem auswachsen, wenn nicht auch das Viertel aufgewertet werde. Der Senior plädierte unter anderem für mehr Bänke für Rentner sowie mehr Parkplätze.

Autor: Heiko Weckbrodt

Quellen: SBB Blasewitz, LHD – Ratsinfo, gymnasium-leo.de, Offener Brief des Leo-Elternbeirats

Grafik: M. Arndt
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