Verkehrskonzept für Fernsehturm in Loschwitz durchgefallen

Der Fernsehturm in Dresden-Wachwitz. Foto: Heiko Weckbrodt

Der Fernsehturm in Dresden-Wachwitz. Foto: Heiko Weckbrodt

Anwohner fürchten Blechlawinen durch Besucher, Beirat lehnt Hilbert-Plan knapp ab.

Loschwitz/Wachwitz, 6. Juli 2020. Der Stadtbezirksbeirat Loschwitz hat die Pläne von Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) für die Wiederbelebung und Verkehrsanbindung des Fernsehturms in Dresden-Wachwitz abgelehnt. Die Gegner kritisierten vor allem, dass die Projektpartner den Fernsehturm zwar schon im Jahr 2025 wiedereröffnen wollen, laut Mobilitätskonzept aber viele Verkehrslösungen für die Besucherströme erst Jahre später voll wirksam werden.

Bis zu eine Viertelmillion Besucher pro Jahr erwartet

Im Kern sieht das gemeinsame Konzept von Stadt, Land, Bund und der Telekom-Tochter „Deutsche Funkturm GmbH“ vor, den 252 Meter hohen Fernsehturm für etwa 25,7 Millionen Euro zu sanieren, einen Betreiber für das Turmcafé und womöglich andere Attraktionen zu finden und den Turm 2025 wieder zu eröffnen. Je nach Betreiber-Konzept wäre ein kostendeckender Betrieb ab etwa 131.000 Besuchern pro Jahr möglich, informierte der städtische Strategiereferent Marcel Timmroth. Zu DDR-Zeiten habe der Turm jährlich bis zu eine Viertelmillion Gäste angezogen. Die Stadtverwaltung hat sich dafür verantwortlich erklärt, den möglichst umwelt- und anwohnerschonenden An- und Abmarsch dieser Menschenmassen zu ermöglichen. Das nun von Hilbert vorgelegte Mobilitätskonzept umfasst Verkehrsprojekte im Umfang von etwa 40,8 Millionen Euro, gestreckt über mehrere Jahre.

„Sonst gehen die Bürger auf die Straße“

Mit Blick darauf forderte Markus Joos von der eher eröffnungskritischen Bürgerinitiative „Fernsehturm Dresden“ im Namen der Anwohner, den Turm erst dann zu eröffnen, wenn aus diesem Verkehrskonzept alle Projekte der sogenannten „Sowieso-Plus-Planfall“-Liste vollständig realisiert sind. Auf dieser Liste stehen Straßenausbauten, eine Verlängerung der Straßenbahnlinie 11 bis zu einem neuen P+R-Platz an der Rossendorfer Straße sowie neue Transferbusse, Buslinien, Haltestellen und Wendeschleifen am Turm und im weiten Umkreis um den Fernsehturm. Dabei handelt es sich teils um Projekte, die die Verwaltung eigentlich erst für die nächste Dekade geplant hatte. Wenn der Turm eröffnet werde, bevor diese Liste abgearbeitet sei, „gehen die Bürger auf die Straße“, kündigte Joos an.

Eine Supratrans-Schwebebahn auf der früheren Teststrecke in Dresden-Niedersedlitz. Foto: evico

Supraleit-Schwebebahn ist eher eine Vision

Die Hälfte der Stadtbezirksbeiräte schloss sich diesen Positionen weitgehend an. Mit insgesamt rund 70 Millionen Euro für Turmsanierung und Verkehrsinfrastruktur werde der Blick vom Fernsehturm „eine teure Aussicht“, kritisierte beispielsweise Martin Wosnitza von der FDP. Martin Jehne von den Bündnisgrünen nannte es „unbefriedigend, dass das Zeitfenster für das Mobilitätskonzept so unbestimmt“ bleibe. Weitere Vorschläge, um den Autoverkehr von Besuchern zum Fernsehturm zu vermeiden, wie etwa eine Seilbahn, eine Zahnradbahn oder eine Supraleit-Schwebebahn, sind in der Vorlage vage formuliert und – wenn überhaupt – frühestens 2040 zu erwarten.

„Visionäres Projekt nicht so früh schon abwürgen!“

Zwar appellierte schließlich der Loschwitzer Stadtbezirks-Amtsleiter Christian Barth noch in einer persönlichen Erklärung an die Beiräte, „dieses visionäre Projekt nicht so früh schon abzuwürgen.“ Aber letztlich dominierten die Bedenken der Anwohner die gesamte Diskussion. Die Abstimmung viel dennoch knapp aus: Je sechs Beiräte stimmen dafür und dagegen. Bei einem „Unentschieden“ gilt eine Vorlage aber als durchgefallen.

Autor: Heiko Weckbrodt

Quellen: SBB Loschwitz, Vor-Ort-Recherche, Oiger-Archiv, LHD Ratsinfo und PPP Mobilitätskonzept

Grafik: M. Arndt
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