Leuchtthermometer am Kältetechnik-Institut ILK zeigt seit heute, wie cool und heiß Wissenschaft sein kann
Striesen, 4. März 2022. Für Neu- und Wissbegierige gibt es eine neue Attraktion in Striesen: Professor Uwe Franzke hat an seinem Institut für Luft- und Kältetechnik (ILK) in Dresden ein zweieinhalb Meter hohes, leuchtendes Thermometer bauen lassen. Damit können Passanten nun an einer blauen LED-Säule ablesen, wie heiß Striesen gerade ist, aber auch wichtige Temperaturpunkte zwischen der (mehr oder minder) ewigen Kälte des Weltalls und der Hitze von kochendem Wasser erkunden. Das Messgerät zeigt alle Werte übrigens sowohl in der Alltagseinheit „Grad Celsius“ wie auch in der physikalisch gebräuchlicheren Einheit „Kelvin“ an.
Forscher sehen sich als Teil des Stadtteils
Institutsleiter Franzke sieht das Thermometer an der Ecke Bertolt-Brecht-Allee und Mansfelder Straße als ein Sinnbild für „weltweit anerkannte Forschung mitten in Striesen“ – einem Stadtteil, dem sich die ILK-Wissenschaftler tief verbunden fühlen. „Diese lokale Verbundenheit hat uns auf die Idee gebracht, den Dresdnern mehr Einblicke in kälte- und klimatechnische Technologien zu geben.“
Thermometer reicht von kosmischer Kälte bis zu kochendem Wasser
Das 150-köpfige ILK-Team aus Physikern, Ingenieuren. Klimatechnikern, Elektrikern und anderen Spezialisten will mit dem neuen leuchtenden Thermo-Hingucker ihren Nachbarn, aber auch Schülern und Besuchern vor Augen führen, womit sie sich tagtäglich beschäftigten: mit Helium-Anlagen zum Beispiel, die Kernspin-Tomographen und Quantencomputer bis nahe an den absoluten Temperatur-Nullpunkt bei 0 Kelvin beziehungsweise minus 273,15 Grad Celsius herunterkühlen können. Oder mit Tanks für Brennstoffzellenautos, die Wasserstoff bei -253 Grad in flüssigem Zustand speichern. Mit flüssigem Stickstoff, der supraleitende Schwebebahnen wie die Dresdner „Supratrans“ auf -196 Grad Betriebstemperatur hält. Aber auch mit Kühlschränken, Chipfabrik-Reinräumen und dem Transrapid ebenso wie mit Softeis, Wärmepumpen oder Corona-Viren-Vernichtern.
Für die Hitze der Sonne hätte das Messgerät 100 Kilometer hoch werden müssen
„Gerne hätten wir hier auch die Temperaturen gemessen, wie sie in der Sonne herrschen“, erzählt Prof. Franzke. Die liegen im Sonnenkern immerhin bei rund 15 Millionen Kelvin. Dann hätte das Institut allerdings sein Thermometer rund 100 Kilometer hoch bauen müssen. Letztlich entschieden sich die ILK-Wissenschaftler dann doch, es bei 2,50 Metern Höhe und 100 Grad zu belassen, obgleich ihre Forschungen oft noch viel heißer sind.
Wirtschaftsförderer: ILK ist wichtiger Forschungspartner für Unternehmen am Standort
Toll findet auch der Dresdner Chef-Wirtschaftsförderer Robert Franke die Idee mit dem Thermometer. Dadurch werde ein wichtiger Forschungspartner für viele Dresdner Unternehmen gleich viel sichtbarer in der Nachbarschaft, meint er. „Das ILK ist ein Teil der Innovationsstärke des Standortes Dresden und leistet vor allem in der angewandten Forschung wichtige Beiträge“, betonte er.
Kurzvideo (hw): Experimente rund ums ILK-Thermometer:
Leuchtende Experimente fesseln bibbernde Schüler
Wie schnell sich dafür auch ganz junge Dresdner begeistern lassen, wenn die Wissenschaftler nur den richtigen anschaulichen Dreh finden, zeigte übrigens die kleine Einweihungsfeier für das Messgerät: Auch eine sechste Klasse des Kreuzgymnasiums war gekommen, obwohl es draußen hundekalt war. Doch je länger der Professor sprach und seine Wissenschaftler buntleuchtende Experimente vorführen ließ, um so mehr Smartphones schossen für Videoaufnahmen in die Höhe, umso enger schloss sich der Kreis aufmerksamer Zuhörer. Vielleicht, so mutmaßte Wirtschaftsförderer Franke bei der Gelegenheit, waren damit auch gleich wieder ein paar Schülerpraktikanten in spe gewonnen.
Immer auch die Nachwuchs-Akquise im Fokus
Und gerade diese vorausschauende Akquise eines wissenschaftlichen Nachwuchses gehört zu den Besonderheiten des Forschungsstandortes Dresden – und liegt auch Uwe Franzke besonders am Herzen: „Besonders wichtig ist uns, die Schulleiter und Lehrer zu erreichen, um gemeinsam mit ihnen die Dresdner Schüler für die Naturwissenschaften zu begeistern und ihnen an praxisnahen Beispielen zu zeigen, welche Möglichkeiten sich Ihnen in den MINT-Fächern eröffnen und vor allem welchen Beitrag sie selbst einmal für eine lebenswerte Zukunft leisten können.“
Autor: Heiko Weckbrodt
Quellen: ILK, Vor-Ort-Besuch
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