
In der alten Gärtnerei an der Kipsdorfer Straße in Dresden-Tolkewitz soll ein Wohngebiet entstehen. Foto: Heiko Weckbrodt
An der „Kipsdorfer“ sollen neue Wohnviertel, ein Stadtpark und eine Fahrradstraße entstehen – und dahinter eine Busstraße
Tolkewitz, 21. Mai 2025. Damit neben Alttolkewitz ein weiterer Ortskern im Stadtteil Tolkewitz wachsen kann, soll auf dem Gelände der ehemaligen Gärtnereien an der Kipsdorfer Straße ein Wohnquartier mit einem Stadtteilpark entstehen. Die Planungen dafür nähern sich nun der Zielgeraden. Im Juni soll der Stadtrat darüber befinden.
Wohnhäuser für 700 Menschen
Demnach entstehen im Areal zwischen Kipsdorfer und Weesensteiner Straße sowie dem Schulcampus Tolkewitz auf insgesamt 3,8 Hektar elf Wohnhäuser, hinter der Schulsporthalle außerdem ein Stadtteilpark und ein Jugendtreff oder ähnliche soziale Einrichtungen. Als Zielgröße peilen die Architekten insgesamt 270 Wohnungen für rund 700 Bewohner nebst Läden und anderen Gewerbelokalen im Parterre an. Die drei- bis viergeschossigen Häuser mit teils begrünten Dächern und Terrassen sollen in Form und Optik an die früheren Gewächshäuser an dieser Stelle erinnern.

Voraussichtlich ab Anfang 2026 wird auch der östliche Teil der Kipsdorfer Straße zur Fahrradstraße umgebaut – wobei auch die alten Bäume an der Straße (siehe rechts im bild) erhalten werden müssen. Hinter dem Zaun zwischen Schulcampus und „Weesensteiner“ entsteht das neue Wohngebiet. Foto: Heiko Weckbrodt
Aus für Straßenbahnhof und Gewächshäuser machte Weg für Schulen und Wohnhäuser frei
In den vergangenen Jahren hatte bereits ein starker Wandel im westlichen Teil von Tolkewitz eingesetzt – weg von Gewächshäusern und Werkstätten hin zu Bildung in Wohnen: So gaben die Betreiber Elsner und Schrön schrittweise ihre angestammten Gärtnereien entlang der Kipsdorfer Straße auf. Dies hatte erst den Weg für die aktuellen Wohngebiets-Pläne eröffnet. Nachdem die Dresdner Verkehrsbetriebe 2007 ihren Betriebsbahnhof an der Schlömilchstraße geschlossen hatten, entstand dort der Schulcampus Tolkewitz. Im Februar 2018 nahm der Campus den Betrieb mit 1250 Schülerinnen und Schülern des Gymnasiums Tolkewitz, der 32. Oberschule und des Gymnasiums Dreikönigschule auf. Außerdem bauten Arbeiter die Nebengebäude des früheren Straßenbahnhofs sowie das ehemalige Volksbad zu Wohnhäuser um. Gegenüber auf der anderen Seite der „Kipsdorfer“ entstanden 2016 bis 2018 zwei Sporthallen, Sportfreiflächen und ein „Wäldchen“ mit Bewegungsparcours.
„Das Plangebiet stellt mit seiner integrierten, erschlossenen und ruhigen Lage einen attraktiven Standort für die vorgesehene Wohnbebauung dar.“
Einschätzung der Stadtentwickler in der Stadtratsvorlage
Südlich davon soll sich künftig ein öffentlicher Stadtteilpark erstrecken, der – ähnlich wie die geplanten Wohnhäuser – als Reminiszenz an die früheren Gärtnereien am Standort konzipiert ist. Noch ein Stück weiter südwestlich betreibt die Freie Evangelische Grundschule (FES) bereits eine Kita, eine Grund- und eine Oberschule. Insofern ist der neue Park auch als „erweiterter Pausenhof“ und „grünes Klassenzimmer“ sowohl für den Schulcampus Tolkewitz wie auch für die FES angedacht. Abzuwarten ist freilich, ob sich Konflikte aus Kinderlärm und den neuen Wohnvierteln nebenan ergeben.

Derzeit endet die Hepkestraße hinter der Altenberger Straße in Dresden-Gruna in einem Privatweg. Die Stadt würde perspektivisch gerne eine Verbindung zum Berthelsdorfer Weg bauen – vor allem für einen künftigen Busverkehr. Foto: Heiko Weckbrodt
Bekommen Hepkestraße und Berthelsdorfer Weg eine Verbindung?
Um das neue Wohnquartier zu erschließen, wollen die Verkehrsplaner die Schlottwitzer Straße verlängern, so dass sie dann bis zur – ebenfalls auszubauenden – Zufahrtsstraße am Sportzentrum reicht. Diese Zufahrten eröffnen auch die Möglichkeit, das Viertel später gen Südwesten um ein „Quartier 3“ zu erweitern. Perspektivisch könnte die verlängerte „Schlottwitzer“ aber noch eine ganz besondere Bedeutung erlangen: Seit Jahren liebäugeln die Dresdner Verkehrsplaner damit, die Hepkestraße mit dem Berthelsdorfer Weg zu verbinden. Dahinter steht die Idee, eine durchgängige Busverbindung von Gruna aus über die Hepkestraße, an den Kleingärten der Enderstraße vorbei, über die Löwenhainer Straße bis hin zur Schlömilchstraße und Wehlener Straße in Tolkewitz zu schaffen. Angesichts der derzeitigen Haushaltslage ist allerdings nicht damit zu rechnen, dass dieses Projekt in naher Zukunft realisiert wird.
Verlängerung der Radroute Ost birgt auch Konfliktpotenzial
Ein weiteres Infrastruktur-Projekt am Standort ist dagegen schon gesetzt: Sobald die „Ostmagistrale“ auf der Wehlener und Österreicher Straße generalsaniert ist und dort ab Ende 2025 keine Umleitungsstrecke mehr nötig ist, wird die Kipsdorfer Straße ab Striesen-Ost bis kurz vor den Alten Elbarm Laubegast in eine Fahrradstraße umgewandelt. Dafür bauen Arbeiter den durch Seidnitz und Tolkewitz führenden Teil der „Kipsdorfer“ voraussichtlich ab Anfang 2026 um und machen ihn damit zum Teil der „Radroute Ost“. Dies soll den Radverkehr zwischen Innenstadt und dem Dresdner Osten stärken und diesen Teil von Tolkewitz verkehrsberuhigen. Die Umwandlung birgt allerdings in der Praxis einiges Konfliktpotenzial: Durch Fahrradstraßen fallen erfahrungsgemäß meist viele Parkplätze für Anwohner weg. So sehen die Pläne eine 6,25 Meter breite Fahrbahn für Radfahrer und nur noch einen Zwei-Meter-Parkstreifen für Autos vor. Zudem brettern andererseits gerne Raser über solche Vorfahrtstraßen, die eigentlich für Fahrräder gedacht sind. Und eine weitere Änderung für den Verkehr auf der „Kipsdorfer“ ist zumindest absehbar: Womöglich fällt auf dieser Strecke – allerdings eher aus Spargründen – 2026 aus die Buslinie 87 weg. All diese Vorhaben dürften den Charakter des Viertels noch einmal deutlich verändern.
Autor: Heiko Weckbrodt
Quellen: Ratsinfo Dresden, Wikipedia
Derzeit endet die Hepkestraße hinter der Altenberger Straße in Dresden-Gruna in einem Privatweg. Die Stadt würde perspektivisch gerne eine Verbindung zum Berthelsdorfer Weg bauen – vor allem für einen künftigen Busverkehr.

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