Bibo-Chefs: ODC vereinsamt zum Geisterzentrum, Dresdner Südosten braucht aber ein neues kulturelles Zentrum.
Reich/Niedersedlitz, 22. Juni 2020. Der neue Fünfjahresplan der städtischen Bibliotheken sieht einen größeren Umzug im Stadtnetz vor, der wahrscheinlich viele Anwohner rings um das Otto-Dix-Center (ODC) nahe der Reicker Straße betrüben wird: Direktor Arend Flemming will die Bibliothek Strehlen schließen und statt dessen eine neue Südost-Bibliothek am Bahnhof Niedersedlitz oder an der Kreuzung von Pirnaer Landstraße und Bahnhofstraße mit etwa 600 bis 800 Quadratmetern Größe einrichten.
„Problematische Entwicklung des ODC“
„In Leuben und Niedersedlitz fehlt es an einer Stadtteilbibliothek, aber auch an anderen kulturellen und nachbarschaftlich nutzbaren öffentlichen Orten“, argumentiert der Direktor. „Die benötigten Ressourcen können zum Teil aus der derzeitigen Bibliothek Strehlen kommen, deren Standort wegen der problematischen Entwicklung des ODC und der relativen Nähe zu den Bibliotheken Prohlis und Leubnitz-Neuostra langfristig aufgegeben werden kann.“ Was mit der „problematischen Entwicklung“ gemeint ist, weiß jeder, der diesen einst gutfrequentierten Einkaufstempel in jüngster Zeit besucht hat: Immer mehr Läden schließen, das ODC wirkt auf manche schon wie eine Geisterstadt – und das ist auch für die dort angesiedelte Bibliothek Gift.
Noch kein neuer Standort gefunden – S-Bahnhof wäre besondere Herausforderung
Da der Stadtrat ohnehin seit Jahren auf einen neuen kulturellen Mittelpunkt für den Dresdner Südosten drängt, könnte die Strehlen-Bibo nach Niedersedlitz umziehen und diese Rolle übernehmen. „Die neue Bibliothek soll mit Funktionen eines Kultur- und Nachbarschaftszentrums ausgestattet sein“, verspricht Flemming. Ein konkretes neues Objekt sei allerdings noch nicht gefunden, räumte Vizedirektor Roman Rabe ein. Insofern steht ein Datum für eine Schließung der Strehlen-Bibo auch noch nicht fest. Und: „Leider hat das Umfeld des Bahnhofs Niedersedlitz nicht wirklich urbane Aufenthaltsqualitäten“, umschreibt Rabe vorsichtig den vereinsamten DDR-Charme des Areals. „Aber eine Bibliothek direkt an einer S-Bahn-Station wäre auch für uns etwas Neues – womöglich könnte man damit ganz neue Lesergruppen ansprechen.“
Autor: Heiko Weckbrodt
Quellen: Bibliothekenentwicklungsplan 2025, Gespräch Rabe, Stadtbezirksbeirat Loschwitz
Ihre Unterstützung für striesen-oiger.de!
Ohne hinreichende Finanzierung ist unabhängiger Journalismus nach professionellen Maßstäben nicht dauerhaft möglich. Bitte unterstützen Sie daher unsere Arbeit! Wenn Sie helfen wollen, Oiger.de aufrecht zu erhalten, senden Sie Ihren Beitrag mit dem Betreff „freiwilliges Honorar“ via Paypal an:
Vielen Dank!