Märchen im Bräustübel am Körnerplatz

Bräustübel am Körnerplatz in Dresden-Loschwitz.Foto: Heiko Weckbrodt

Die Stadt Dresden will Altbau bald provisorisch instandsetzen. Die Märchenerzähler der Yenidze möchten dann gerne dort spielen.

Loschwitz, 14. Mai 2020. Nach dem Auszug aus der Yenidze möchten die Märchenerzähler um Rainer Petrovsky gerne im „Bräustübel“ am Körnerplatz auftreten. Auch Stadtbezirksbürgermeister Christian Barth liebäugelt mit solch dieser Chance, das seit Jahren verwaiste Gebäude wieder etwas zu beleben. Die Loschwitzer Beiräte könnten solch eine Nutzung auf Zeit zwar auf eigene Faust erlauben – sehen aber noch zu viele offene Fragen und vertagten daher eine Entscheidung.

Hochbauamt und Stadtbezirksbeirat einig: Haus soll nicht leer bleiben

Als Konsens gilt nicht nur in Loschwitz selbst der Wunsch, dass der städtebaulich prägende Altbau am Körnerplatz nicht dauerhaft leer bleibt. Auch die Stadtverwaltung beabsichtigt, „das Bräustübel wieder in eine Nutzung zu bringen“, teilte das Amt für Hochbau und Immobilienverwaltung auf Oiger-Anfrage mit.

Für dauerhaften Spielbetrieb wären weitere Umbauten nötig

Zuletzt war das Haus nur für weihnachtliche Bastelangebote für Kinder geöffnet. Ein Grund für den Leerstand: Zunächst muss geklärt werden, ob Kulturveranstaltungen mit etwa 50 Gästen, wie es sich Petrovsky vorstellt, in dem fast 140 Jahre alten Gebäude nach heutigen Brandschutzvorschriften noch zulässig sind. Und für eine dauerhafte kulturelle Nutzung wären weitere Umbauten nötig. Beispielsweise wären eine funktionierende Toilette, eine Garderobe, ein Imbissverkauf und anderes mehr sinnvoll.

Die Märchenerzähler wollen das Haus jedenfalls nicht nur gelegentlich nutzen. Den Spielbetrieb stellt sich Petovski ähnlich wie in der Yenidze vor: Als Verbindung von Lesen, Erzählen, Musik und Tanz. „Bis auf einen Tag wird jeden Tag gespielt, am Wochenende am Nachmittag zwei Mal für die Kinder“, informierte er auf Anfrage. Der Loschwitzer Beirat war indessen davon ausgegangen, dass nur ein bis zwei Wochenend-Vorstellungen pro Monat geplant seien.

Geld für erste Reparaturen bereits gesichert

Inzwischen liegt im Rathaus ein Gutachten vor, das die Optionen für eine temporäre und eine dauerhafte Wiederbelebung des Hauses skizziert. Um zunächst kleinere Veranstaltungen und andere Nutzungen zu ermöglichen, will das Hochbauamt das Bräustübel zunächst provisorisch in Schuss bringen. Diese ersten Arbeiten werden laut Gutachten voraussichtlich rund 65 000 Euro kosten und könnten schon in wenigen Wochen beginnen, da Behörde sich dieses Geld bereits vor der Haushaltssperre gesichert hat. „Das Stadtbezirksamt kann dann wieder selbst über die Nutzung des Gebäudes verfügen“, betonte das Amt. Allerdings seien vorerst nur Veranstaltungen im Erdgeschoss möglich, im Obergeschoss allenfalls Aktivitäten in sehr kleinen Gruppen.

Gutachten: Grundinstandsetzung würde noch mal 75.000 Euro kosten

Zudem plant das Hochbauamt, das Bräustübel später komplett instand zu setzen. Dies würde nach Ansicht der Gutachter noch mal mindestens 75 000 Euro kosten. Danach will die Behörde das Haus ausschreiben, um einen langfristigen Mieter zu finden. Neben Petrowski hatte auch „Startnext“ in der Vergangenheit bereits Interesse am Bräustübel angemeldet. Doch von der Idee, dort ein „Crowd-Stübel“ einzurichten, ist das Dresdner Schwarmfinanzierungs-Unternehmen inzwischen aus Kostengründen abgerückt. „Auf Grund von geplanten Kosten im sechsstelligen Bereich ist für uns das angedachte Nutzungskonzept nicht realisierbar, so dass wir unser Engagement derzeit nicht weiter verfolgen“, erklärte Startnext-Mitinhaber Tino Kreßner auf unsere Anfrage. Bei der Kostenschätzung stützt er sich auf eine Einschätzung, die er von Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) bekommen habe.

Geld für umfassende Sanierung fehlt immer noch

Wer sich letztlich an der Ausschreibung überhaupt beteiligen wird, bleibt also abzuwarten. Zudem stehen Termine dafür noch nicht fest: Das Geld für die Grundinstandsetzung ist noch nicht reserviert, der Stadtrat müsste es in den kommunalen Haushalt einplanen.

Autor: Heiko Weckbrodt

Quellen: Sitzung Stadtbezirksbeirat Loschwitz, Anfrage Hochbauamt, Stadtwiki

Grafik: M. Arndt
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