
Stresemannplatz an der Grenze der Dresdner Stadtviertel Johannstadt und Striesen. Foto: Heiko Weckbrodt
Anwohner haben von rasenden Autofahrer die Nase voll
Johannstadt/Striesen, 20. Oktober 2025. Nachdem sie deshalb bereits eine Petition bei der Stadt Dresden gestartet haben, wollen Anwohner am Mittwochnachmittag gegen Durchgangsverkehr und Raserei am Stresemannplatz in Dresden-Johannstadt auch vor Ort demonstrieren: Die 16-köpfige Bürgerinitiative „Unser Stresemannplatz“ hat für den 22. Oktober, 16 Uhr, zu einer einstündigen Kundgebung unter dem Motto „Durchgangsverkehr stoppen – Verkehrssicherheit stärken“ aufgerufen.
„Tägliche Gefahren für Schulkinder“
Die Initiative will während der Demo die Ergebnisse einer umfangreichen Verkehrszählung vorstellen. „Eltern schildern die täglichen Gefahren für Schulkinder und Begleitpersonen durch den Berufsverkehr“, heißt es in der Ankündigung. „Zur Sprache kommt auch die kritische Verkehrssituation am Stresemannplatz, die den Radverkehr auf der Radvorrangroute Ost gefährdet.“ Die Anwohner wollen daher konkrete Forderungen an die Stadtverwaltung vorstellen, wie sich der „ausufernde motorisierte Durchgangsverkehr“ im Wohnviertel eindämmen lässt.
Alles begann mit dem Wunsch nach Zebrastreifen
Hintergrund: Vielen Anwohnern in den Dresdner Stadtviertel Johannstadt und Striesen war schon länger aufgefallen, dass der Durchgangsverkehr auf dem Stresemannplatz und ringsum immer mehr zunimmt. 2020 formierte sich deshalb eine Anwohnerinitiative für einen Zebrastreifen, der an der nördlichen Einmündung der Krenkelstraße in den Stresemannplatz den Schulkindern helfen sollte, die Straße dort zu überqueren. „Trotz Petition mit 500 Mitzeichnenden wurde der Vorschlag des Stadtbezirksbeirates von der Stadtverwaltung negativ beschieden“, erinnert sich Anwohner Christoph Wegler.
Stresemannplatz ist Teil der Radroute Ost – aber unterbricht die Fahrradstraßen
Gemeinsam mit Peter Skyba reanimierte er diese Bürgerinitiative, weil immer mehr Autos – oft ohne sich um jedes Tempolimit im Wohngebiet und auf den Fahrradstraßen zu scheren – den Stresenmannplatz als Abkürzungsstrecke verwendeten: Anscheinend hatten viele Autofahrer durch die Umleitungen um den zeitweise gesperrten Fetscherplatz überhaupt erst diese „Abkürzung“ entdeckt.
Zudem missbrauchen viele Automobilisten, die „Radroute Ost“, die primär für Radler gedacht ist und daher über weite Strecken Vorfahrt hat, seit deren Teilfertigstellung als Schnellstraße. Von daher betont Wegler: „Weitere Motivation war, dass die Radvorrangroute Ost, welche die Hauptdurchfahrtsachse Krenkelstraße – Lipsiusstraße unterbrochen hätte, nicht vorfahrtsberechtigt über den Stresemannplatz geführt wurde.“ Denn anders als sonst auf Fahrradstraßen und eben auch in deutschen Kreisverkehren üblich, gilt auf dem Stresemannplatz an jeder Einmündung das „Rechts vor links“-Prinzip. Daher ist der Platz zwar Teil der Radroute Ost. Und auch die einmündende Laube- und die Henzestraße sind noch „Fahrradstraßen“ – der Stresemannplatz selbst aber formalrechtlich nicht.
All dies animiert offensichtlich Autofahrer, einerseits die Lipsius- und Krenkelstraße als schnelle und ampelfreie Alternative zur Fetscherstraße zu nutzen, um von der Stübelallee zur Borsbergstraße zu kommen, oder alternativ auf der – dann wieder vorfahrtsberechtigten Fahrradstraße weiter gen Osten zu rasen, um die ampelreiche Schandauer Straße zu vermeiden.
„Der Spielplatz liegt inzwischen quasi auf einer vom rauschenden Verkehr umflossenen Insel.“
Aus dem Demo-Aufruf
All dies ärgert die Anwohner natürlich sehr: Die Achse Lipsius- und Krenkelstraße zerteilt den Stresemannplatz und wird für Kinder, die auf die Platzmitte zum Spielplatz wollen, zu einem schwer überwindbaren Hindernis. „Der Spielplatz liegt inzwischen quasi auf einer vom rauschenden Verkehr umflossenen Insel“, heißt es im Demo-Aufruf. Zudem verweist die Bürgerinitiative auf eigene Verkehrserhebungen und Tempomessungen, laut denen „ein Großteil des Pkw-Verkehrs auf dem Stresemannplatz Durchgangsverkehr ist und dass auf der Lipsiusstraße deutlich schneller als die erlaubten 30 km/h gefahren wird“. Nach diesen Zählungen passieren täglich fast 4000 Fahrzeuge die Lipsiusstraße. Und: „Die Durchschnittsgeschwindigkeit aller Fahrzeuge einschließlich Fahrräder beträgt 44 km/h. Eine gemessene Geschwindigkeit von 73 km/h in der Lipsiusstraße spricht für sich.“
Initiative verweist auf schwere Unfälle
Wegler meint dazu: „Die zahlreichen Unfälle an den Zufahrten zum Wohngebiet mit Schwerverletzten und Toten führen wir auf das Vorhandensein ebendieses Durchgangsverkehrs zurück.“ Konkrete Vorschläge, wie sich der „Stresemannplatz für den Durchgangsverkehr unattraktiv macht, ohne die Mobilität der Anwohnerschaft zu blockieren“, sollen auf der Kundgebung vorgestellt werden.
Autor: Heiko Weckbrodt
Quellen: Bürgerinitiative Stresemannplatz, eigene Beobachtungen, Oiger-Archiv

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