Die dicke Alternative zu Crêpes
Kleinzschachwitz, 28. Oktober 2016. Für mich ist die Kindheit mit Eierkuchen verbunden: Jener dickeren Version von Crêpes, die man in Sachsen auch Plinsen nennt, die anderswo auch Pfannkuchen heißen. Wobei dazu in Sachsen keiner Pfannkuchen sagen würden, weil dies hier wiederum das Gebäck bezeichnet, das anderswo „Berliner“ heißt. Wie dem auch sei: Keiner konnte Eierkuchen besser brutzeln als Mama – und geschmeckt haben sie besonders gut mit dick draufgepampter Erdbeer-Marmelade. Waren Crêpes und ihre ungarischen Brüder, die Palatschinken, zu DDR-Zeiten eher eine Rarität und Eierkuchen fast überall zu haben, ist es inzwischen genau umgedreht. Aber auch heute noch kann man in Dresden noch Eierkuchen kriegen, wie ich erst kürzlich entdeckt habe: im Pfannkuchenhaus in Altkleinzschachwitz nämlich.
Weit im Osten von Dresden
Dieses Pfannkuchenhaus liegt etwas „weit ab vom Schuss“, von Striesen aus gesehen noch hinter der Staatsoperette und der Margarinefabrik – wahrscheinlich ist es mir auch deshalb erst jetzt aufgefallen. Zu DDR-Zeiten verkaufte hier ein Fleischer seine Würstem nach der Wende zog ein China-Restaurant ein – und blieb hier bis zur Jahrhundertflut 2002. Und nun gibts hier Pfannkuchen alias Eierkuchen alias Plinsen.
Um es gleich vorweg zu sagen: Das Interieur dieses Cafés hat mich etwas ernüchtert. Da könnte die Betreiberin, die Bäckermeisterin und Konditorin Claudia Gütter, noch etwas feilen, um es mal vorsichtig auszudrücken. Dafür gibt es wechselnde Kunst-Ausstellungen im Haus. Derzeit hängen hier farbenfrohe Landschaftsbilder und Stellleben der Malerin A. Franziska Decoster.
Von der Kraut-Nina bis zum Eierlikör-Schweden
Dafür gibt es im „Gasthaus Altzschachwitz Nr. 1 – Eiscafé und Pfannkuchenhaus“, wie sich der Laden in der langen Version nennt, ein reiches Angebot an herzhaft und süß gefüllten oder bestrichenen Eierkuchen. Probiert haben wir beim Testbesuch einen herzhaften „Nina“-Pfannkuchen mit Schinken und Salat sowie einen süßen „Schwedenpfannkuchen“. Letzterer ist dem guten alten ostzonalen Schweden-Eisbecher nachempfunden, wird also mit Eierlikör, Apfelmus und Schlagsahne serviert.
Eher westdeutsche Vorbilder
Beide haben sehr gut geschmeckt, wobei mir eines aufgefallen ist: Die Eierkuchen zu DDR-Zeiten waren doch fester und eher bräunlich angebraten, während die „Pfannkuchen“ alias Eierkuchen in Kleinzschachwitz doch eher dicken Crêpes ähneln. Laut Auskunft an der Theke gibt es solche Pfannkuchen vor allem auch in den Westdeutschland.
Selbstgemachtes Eis
Als weitere Besonderheit hat das Pfannkuchenhaus übrigens ein sehr reichhaltiges Angebot an selbstgemachtem Eis. Das werden wir das nächste Mal probieren. Auch das kann sich sehen lassen und ist delikat. Die Eisbecher sind groß, reichlich – und sie schmecken überdurchschnittlich. Ich habe den Becher mit griechischem Joghurt probiert und der war sehr lecker: Statt 08/15-Waffeln gibt es Oblaten-Waffeln dazu, die Walnüsse waren angeröstet und die Portion war opulent.
Autor: Heiko Weckbrodt
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