Fernbusbahnhof Dresden verzögert sich

Dresden soll endlich einen Fernbus-Bahnhof bekommen, kombiniert mit einem Büro- und Mobilitätskomplex. Hinweis: Dies ist keine Visualisierung des S&G-Projektes. Visualisierung: Ki Gemini, Prompt: Heiko Weckbrodt

Dresden soll endlich einen Fernbus-Bahnhof bekommen, kombiniert mit einem Büro- und Mobilitätskomplex. Hinweis: Dies ist keine Visualisierung des S&G-Projektes. Visualisierung: Ki Gemini, Prompt: Heiko Weckbrodt

Bauherr hat seinen Kapitalpartner durch den Krieg in der Ukraine verloren

Altstadt, 4. September 2025. Der „Networkhub“ am Wiener Platz und damit auch der seit Jahrzehnten geplante Bau eines Dresdner Bus-Fernbahnhofs verzögert sich erneut – diesmal wegen Kapitalmangel. Das hat die Immobiliengesellschaft „S&G Development“ als Bauherr in spe auf Oiger-Anfrage eingeräumt.

Auch Immobilienkrise wirkte als Bremse

Der Projektentwickler wollte ursprünglich 2023 mit dem Bau eines bis zu zehn Geschosse hohen „Büro- und und Mobilitätszentrums der nächsten Generation“ beginnen und ganz unten den von der Stadt schon so lange gewünschten Fernbus-Bahnhof mit zehn Einstiegsplätzen einrichten. Für das über 100 Millionen Euro teure Bauprojekt hatte sich S&G mit einer russischen Familien-Kapitalgesellschaft („Family Office“) zusammengetan. Durch den Ukraine-Krieg und die darauf folgenden EU-Sanktionen gegen Russland fiel diese Kapitalquelle allerdings weg, erklärte ein S&G-Vertreter auf Anfrage. Auch die generelle Krise auf dem deutschen Immobilienmarkt habe das Vorhaben gebremst.

S&G rechnet mit Baustart im kommenden Jahr

Derzeit suche das Unternehmen nach neuen Kapitalquellen, betonte der S&G-Vertreter. Er zeigte sich zuversichtlich, diese Suche bis zum Jahresende abschließen und die Networkhub-Baustelle 2026 starten zu können. Die Baugenehmigung hat die Gesellschaft bereits bekommen, bestätigte unterdessen die Stadtverwaltung Dresden. Daher hatten Arbeiter auf dem Grundstück beim Dresdner Hauptbahnhof zwischenzeitlich bereits Erde ausgehoben, Kabel verlegt und den Wildwuchs entfernt – der allerdings inzwischen schon wieder nachgewuchert ist.

ZOB-Projekt schleppt sich seit Jahrzehnten dahin

Hintergrund: Vor der Wende hatte Dresden zeitweise eine wenig repräsentative Fläche an der Ostseite des Hauptbahnhofs als zentralen Umstiegspunkt für Fernbusse genutzt. Seit den 1990er Jahren plant die Stadtverwaltung einen größeren, schöneren und vor allem leistungsfähigeren „Zentralen Omnibusbahnhof“ (ZOB). Der sollte moderne Ein- und Ausstiege für Fern- und Regionalbusse schaffen und sie mit den Fernbahnen am Hauptbahnhof sowie den städtischen Straßenbahnen und Bussen vor allem am Wiener Platz verknüpfen. Das Projekt schleppt sich jedoch seit drei Jahrzehnten mit wechselnden Standort-Optionen dahin. Letztlich legte sich der Stadtrat auf die Westseite des Wiener Platzes fest.

Völlig unzureichendes Dauerprovisorium hinterm Hauptbahnhof

Als Dauer-Provisorium müssen aber derweil die Busreisenden auf der Bayrischen Straße hinterm Hauptbahnhof umsteigen. Dort herrscht chronischer Platzmangel auf Straße wie auch Gehwegen, von einer modernen Fernreise-Infrastruktur ganz zu schweigen. Dabei spucken Flix-, Regional- und andere Busse hier täglich Hunderte Reisende aus beziehungsweise sammeln sie ein. Hinzu kommen regelmäßig Ersatzbusse für Fernzüge der überlasteten Deutschen Bahn. All dies ist viel zu viel für den kargen Verkehrsraum hinter dem Hauptbahnhof, wie erst im Juli wieder das Chaos nach Zugausfällen gezeigt hatte: Dabei waren rund 700 Fahrgäste in Dresden gestrandet und drängelten sich auf den Fußwegen an der Bayrischen und Strehlener Straße – ein Massenpanik drohte.

Der Königspavillon soll für den Übergang zwischen dem künftigen Fernbus-Bahnhof und den Ferngleisen im Hauptbahnhof sorgen. Früher beherbergte er das Hauptbahnhof-Kino. Archivfoto (2016): Heiko Weckbrodt

Der Königspavillon soll für den Übergang zwischen dem künftigen Fernbus-Bahnhof und den Ferngleisen im Hauptbahnhof sorgen. Früher beherbergte er das Hauptbahnhof-Kino. Archivfoto (2016): Heiko Weckbrodt

„Networkhub“ Büros, Busbahnhof, Fahrradparkhaus und mehr verbinden

Dies will S&G mit einem großen Wurf ändern: Auf dem Areal zwischen Hauptbahnhof und Krieger-Kugelbau soll der besagte „Networkhub“ entstehen. Der soll in den Obergeschossen 15.000 Quadratmeter Büroflächen umfassen, außerdem Kurzzeit-Büros („Coworking“), Konferenzräume, Kantinen, Cafés, Dachgärten und Wohnungen umfassen. Weiter unten sind ein Fahrradparkhaus und eben der Fernbusbahnhof geplant. Gleich daneben soll ebenerdig zur einen Seite hin der Übergang zur Straßenbahn möglich sein, zur anderen Seite über den „Königspavillon“ (das ehemalige Hauptbahnhof-Kino) der Übergang zu den Fernzügen. Ein ähnliches Projekt hatte das Unternehmen laut eigenen Angaben zuvor in Leipzig realisiert.

Autor: Heiko Weckbrodt

Quellen: S&G, LHD, Oiger-Archiv, Wikipedia, PD Dresden

Grafik: M. Arndt
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