
Ein Stück der Radroute Ost auf der Laubestraße ist nun für Autos eine Einbahnstraße. Foto: Heiko Weckbrodt
Stadt will rasende Abkürzer von Fahrradstraße verdrängen
Striesen, 3. September 2025. Weil weiterhin zu viele Autos die Radroute Ost als Abkürzung und Schnellstraße missbrauchen, wandelt die Stadt Dresden einen Teil der Laubestraße in Striesen in eine Einbahnstraße um. Das hat die Stadtverwaltung mitgeteilt.
„Unzulässiger Kfz-Durchgangsverkehr ist durch ergänzende Anordnungen zu unterbinden.“
Verweis der LHD auf Landes-Fahrradstraßen-Leitlinie
„Die Einbahnstraßenregelung dient dazu, den motorisierten Durchgangsverkehr zu reduzieren und zurück ins parallele Hauptstraßennetz zu leiten“, heißt es dazu aus dem Rathaus. Damit folge die Stadt landes- und bundesweiten Leitfäden, die unter anderem besagen, dass unzulässiger Auto-Durchgangsverkehr auf Fahrradstraßen zu unterbinden ist, wenn er überhand nimmt.
„Die Qualität und der Komfort einer Fahrradstraße stehen und fallen mit dem dort vorhandenen oder nicht vorhandenen Durchgangsverkehr der Kfz. Existierender Durchgangsverkehr sollte unbedingt mit Hilfe von Diagonalsperren, sonstigen Durchfahrtsperren oder gegenläufigen Einbahnstraßen aus der Straße genommen werden.“
Aus dem Bundesleitfaden „Fahrradstraßen“
Zu viele Autos nutzen Radroute Ost als Eil-Alternative zur „Schandauer“ und „Borsi“
Der Durchgangsverkehr ist auf mehreren Abschnitten der Radroute Ost schon länger ein Problem: Autofahrer rasen hier teils mit weit überhöhter Geschwindigkeit jenseits der maximal erlaubten 30 Km/h über die Fahrradstraße und drängen Radler ab, um die Ampeln auf der Borsberg- und Schandauer Straße sowie anderen parallelen Hauptverkehrsadern zu vermeiden.
Aktualisierung:
Ex-Stadtrat Wirtz: Autofahren ist da zulässig, Berichte von Radlern sind unglaubhaft
Der ehemalige Lokalpolitiker Tilo Wirtz, der früher für die Linke im Stadtrat saß, und selbst laut eigenem Bekunden unter anderem mit dem Auto auf der Fahrradstraße fährt („Funktioniert gut„), sieht das indes anders: Einerseits sei der Durchgangsverkehr auf der Radroute nicht „unzulässig“, denn die Stadt selbst habe Autos und Motorräder auf den Fahrradstraßen per Zusatzschild zugelassen. Er findet es „frech“, dass die Behörde ein „grundsätzlich ,unzulässiges‘ Fehlverhalten von Verkehrsteilnehmern, die sich aber gar nicht unzulässig verhalten“, unterstelle. Den Verweis der Kommune auf die Fahrradstraßen-Landesrichtlinie hält Wirz für eine „Lüge“.
Andererseits weist er die zahlreichen Berichte von Radlern über extrem rücksichtsloses Verhalten von Autofahrern auf der Radroute Ost als unglaubwürdig zurück.
So bezeugen Fahrradfahrer beispielsweise immer wieder, dass
- nicht nur einzelne, sondern die meisten Autofahrer auf der Fahrradstraße das vorgeschriebene Tempolimit von 30 km/h und auch die vorgeschriebenen Mindestabstände nicht einhalten,
- Autofahrer regelmäßig in die nicht einsehbaren Kurven zwischen Kipsdorfer, Gottleubaer und Glashütter Straße hineinschneiden, dort ungeachtet des Gegenverkehrs zu überholen versuchen, was regelmäßig zu Gefahrenbremsungen führt,
- sie modale Filter (Poller) auf Fußwegen umfahren,
- sie klare Durchfahrtsverbote komplett ignorieren,
- sie abbiegende Fahrradfahrer, die dies klar und rechtzeitig angezeigt haben, durch gemeingefährliche Überhol-Sprints in letzter Sekunde abdrängen,
- bereits mehrfach Radfahrern die Vorfahrt an der Ecke Kipsdorfer und Bärensteiner Straße genommen und dadurch Unfälle mit Verletzten und Sachschäden verursacht haben,
- ein Teil der Autofahrer sogar mit Geschwindigkeiten jenseits der 70 km/h über die Fahrradstraße rase.
5,50 Meter zu schmal für Raser?
Auch das hält Ex-Links-Stadtrat und Autofahrer Wirz für gelogen. Dies ist lediglich „das übliche Beschuldigen“. Das Fahren mit Tempo 70 sei auf der Fahrradstraße gar nicht möglich, da diese zu eng sei, glaubt er. Zur Erinnerung: Fahrradstraßen mit beidseitigen Längst-Parkplätzen haben eine Mindestbreite von 5,50 Meter, ohne Parkstreifen sind es vier Meter.
Leitfaden: Durchgangsverkehr ist zu minimieren oder zu unterbinden, Bundesvorschrift: „unzulässiger Durchgangsverkehr“ ist zu unterbinden
Zum Hintergrund: Im sächsischen Leitfaden des sächsischen Verkehrsministeriums, den Wirz durch die Stadt falsch zitiert wähnt, ist festgehalten:
„,Kfz frei‘ kann angeordnet werden, wenn der Kfz-Durchgangsverkehr in der Fahrradstraße minimiert oder unterbunden wird (dies entspricht der Ausnahmeregelung siehe VwV-StVO zu Zeichen 244 1 und 244 2…)“
Diese Verwaltungsvorschrift VwV-StVO wiederum, auf die sich der Leitfaden da stützt, fordert im entsprechenden Passus ausdrücklich eine effektive Unterbindung „unzulässigen Durchgangsverkehrs“.
(Ende der Aktualisierung)
Die neuen Reglungen auf der Laubestraße:
Zurück zur Laubestraße: Konkret dürfen ab sofort nur noch Radler die Laubestraße im Abschnitt zwischen Haenel-Clauß-Straße und Elfriede-Lohse-Wächtler-Straße frei in beide Richtungen befahren. Autofahrer, die von der Bergmannstraße kommen, müssen in die Haenel-Clauß-Straße einbiegen. Im Gegenverkehr von der Brecht-Allee aus muss der Kfz-Verkehr in die Elfriede-Lohse-Wächtler-Straße abbiegen.

Ähnlich wie hier an der Kreuzung von Glashütter und Gottleubaer Straße vergrößern Bauarbeiter nun an der Kreuzung der Radroute Ost mit der Bärensteiner Straße die Fußwege und verkleinern dadurch die Kreuzung. Foto: Heiko Weckbrodt
Stadt verkleinert zudem mehrere Kreuzungen der Radroute Ost
Parallel dazu verkleinert die Stadt derzeit mehrere Kreuzungen auf der Radroute Ost – derzeit unter anderem an der Bärensteiner und an der Gottleubaer Straße. Dies soll gleichzeitig Fußgängern die Querung dieser Kreuzungen erleichtern. In welchem Maße dies zur Verkehrsberuhigung beiträgt – oder neue Probleme schafft und das Geld womöglich an anderer Stelle sinnvoller eingesetzt wäre – ist umstritten.
Autor: Heiko Weckbrodt
Quellen: LHD, Oiger-Archiv, Bundesleitfaden „Fahrradstraßen“ , Wikipedia, ADAC, Kommentar Tilo Wirtz, SMWA, Bundesamt für Justiz

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Daran werden sich die Autofahrer sicher genauso halten wie an die Baustellen-Vollsperrscheiben in den letzten Monaten?
…also überhaupt nicht.
Yay!
Verbote helfen nicht wenn man sie nicht kontrolliert oder mit Pollern absichert.
Also genauso wie Fahrradfahrer fahren wie sie wollen? Einmal Fahrbahn dann Fußweg, um stehende Fahrzeuge zu überholen, nur um dann vor diesen wieder auf die Fahrbahn zu wechseln. Nichtnutzung von Fahrradwegen? Missbrauchen von Fußgängerzonen und Fußweg als Fahrbahn und eine damit verbundenen Gefährdung von Fußgängern!
Ich sehe auch nahezu tagtäglich recht viele Fahrradfahrer, die selbst elementare Verkehrsregeln missachten und teils sehr rücksichtslos fahren. Vielleicht sollte man ab einem gewissen Alter die Teilnahme an einem Verkehrslehrgang auch für Radler zur Pflicht machen. Außerdem wäre mehr Verfolgungsdruck gut – aber das ist wohl bei der aktuellen Personallage bei der Polizei ein eher illusionärer Wunsch.
Allerdings spricht all das meines Erachtens umso mehr dafür, die Verkehrsströme zu entflechten: motorisierter Verkehr auf den Hauptstraßen, Radler auf ausgewählten Fahrradstraßen im Nebenverkehrsnetz. Wird nicht ganz gehen, aber zumindest teilweise. Ich denke, damit verbessert sich die Lage für beide Seiten.
Und die Verkehrszählungen sind recht eindeutig: Wenn mehr Dresdner mit dem Fahrrad fahren, sollte man darauf auch reagieren – ohne dabei gleich in Extreme zu verfallen. Andernfalls droht sich das durchzusetzen, was manche Fahrrad-Lobbyisten schon heute fordern: Dem Autoverkehr wird immer mehr vom Straßenraum entzogen – zugunsten von Radfahrern, die sich auf der Straße selbst zum Rudelführer ernennen. Da muss man sich nur mal die Diskussionen unter gewissen Verkehrsplanern national und international anhören. Diese sollte auch jeder Autofahrer verinnerlichen, der empathiefrei durch Fahrradstraßen brettert, um ein paar Nanosekunden zu sparen: Auf lange Sicht schneidet er sich damit ins eigene Fleisch. Denn wenn entflochtene Verkehrsströme und ähnliche Kompromisslösungen an rücksichtslosen Zeitgenossen scheitern, dann könnte die Gefahr sehr real werden, dass die Stimmung kippt und ganze Wohn-Karrees zu autofreien Zonen gemacht werden. Etwas Kompromissfähigkeit und mehr Rücksichtnahme auf beiden Seiten wären unbedingt wünschenswert.