Ernemanns Lichtgöttin sonnt sich

Ernemanns Markenzeichen, die Lichtgöttin, sonnt sich an der Junghansstraße in Dresden-Striesen. Foto: Heiko Weckbrodt

Ernemanns Markenzeichen, die Lichtgöttin, sonnt sich an der Junghansstraße in Dresden-Striesen. Foto: Heiko Weckbrodt

Kamerafabrikant Heinrich Ernemann erkannte schon vor über 110 Jahren den Wert systematischer Markenpolitik

Striesen, 21. Juli 2016. Viele Striesener nehmen sie kaum noch wahr, obwohl die herausgeputzte, über 110-jährige Dame mit ihren goldenen Steinen oft mit dem Sonnenlicht kokettiert und über Jahrzehnte hinweg den Stadtteil prägte: Ernemanns Lichtgöttin, die bis heute als Großmosaik die ehemaligen Kamerawerke an der Ecke von Schandauer und Junghansstraße kreuzt – gegenüber vom Museumsturm der Technischen Sammlungen Dresden. Und sie erinnert daran, dass es lange vor Steve Jobs & Co. bereits in der Kaiserzeit findige Unternehmer auch in Deutschland gab, die den Wert einer konsequenten Markenpolitik erkannt hatten.

„Lichtgöttin“ als Bildmarke geschützt

Entworfen hatte diese Markenfigur Hans Unger für die Kamerawerke des Unternehmers Heinrich Ernemann. Der ließ die „Lichtgöttin“ 1903 als Bildmarke schützen und vermarktete damit einen Großteil seiner Kameraproduktion. „Die Verwendung eines geschützten Markenzeichens diente dabei sowohl dem Schutz des Herstellers zur Abgrenzung gegen ähnliche Produkte der Konkurrenz – eine Funktion, die umso mehr Bedeutung gewann als die Erzeugnisse der Firma Ernemann eine unverwechselbare Identität erhielten … -, als auch der Wiedererkennung durch den Kunden“, schätzte der Fotoindustrie-Kenner Peter Göllner in seinem Aufsatz im Sammelband „Fotoindustrie und Bilderwelten“ ein.

Striesen am Abend. Versöhnungskirche und Ttechnische Sammlungen und Foto: Heiko Weckbrodt

Striesen am Abend. Versöhnungskirche und Ttechnische Sammlungen und Foto: Heiko Weckbrodt

Ab 1911 enstand Erweiterungsbau

Immer wieder setzte das Unternehmen die Lichtgöttin bewusst ein, um die Ernemann-Marken zu stärken, eine ganze Werbeabteilung beschäftigte sich in Striesen damit. Und als ab 1911 der zweite Erweiterungsbau des Ernemann-Stammhauses entstand, setzten Handwerker dort eben auch die Lichtgöttin als Großmosaik. Gen Ostnordost schauend, kommt diese lichte Jugendstil-Göttin – inzwischen restauriert und geputzt – bei Morgensonne besonders schön zur Geltung.

Autor: Heiko Weckbrodt

Zum Weiterlesen:

Gerhard Jehmlich: Der VEB Pentacon Dresden

„Fotoindustrie und Bilderwelten – Die Heinrich Ernemann AG für Camerafabrikation in Dresden 1889 – 1926“, Sammelband, Hsg.: Lirsten Vincenz und Wolfgang Hesse für die Technischen Sammlungen Dresden

Grafik: M. Arndt
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